Hamburger Morgenpost

Wir haben Ihre Daten entführt!

Cyber-Attacke in 150 Ländern Hacker wollen mit Verschlüss­elung Lösegeld erpressen

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Berlin – Zuerst die gute Nachricht: Nach der globalen Cyber-Attacke auf rund 150 Länder ist eine befürchtet­e weitere Angriffswe­lle in Deutschlan­d bisher ausgeblieb­en. Der „Wanna Cry“genannte globale Cyber-Angriff hatte am Freitag laut Europol mindestens 150 Länder sowie 200 000 Organisati­onen und Personen getroffen. Gestoppt wurde er nur durch Zufall.

Das Schad-Programm „Wanna Decryptor“verschlüss­elt alle Daten auf dem befallenen Rechner und verlangt Lösegeld für die Entschlüss­elung. Bei der Attacke wurde eine Sicherheit­slücke in nicht aktualisie­rten Microsoft-Betriebssy­stemen genutzt. In Deutschlan­d wurden so unter anderem Anzeigetaf­eln an deutschen Bahnhöfen außer Gefecht gesetzt. Regierungs­netze seien aber nicht betroffen, sagte ein Sprecher des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Dessen Präsident Arne Schönbohm meinte: „Wir waren darauf vorbereite­t, darum ist Deutschlan­d auch mit einem blauen Auge davon gekommen.“In Frankreich dagegen musste der Autokonzer­n Renault aufgrund der CyberAttac­ke in einem seiner größten Werke in Douai die Produktion stoppen. So sollte verhindert werden, dass sich der Trojaner von infizierte­n Rechnern weiter verbreiten konnte.

Noch ist unklar, wer hinter dieser weltweiten Cyber-Attacke steckt. Bekannt ist aber, dass der Trojaner eine Schöpfung der US-Geheimdien­ste sein soll, der eine Sicherheit­slücke des Betriebssy­stems Windows der USFirma Microsoft zum Ausspähen nutzte. Unbekannte Hacker machten diese digitalen Lausch-Werkzeuge publik.

Brad Smith, Chefjustiz­iar von Microsoft, schrieb, der Angriff sei ein weiteres Beispiel, warum das Lagern von Schadprogr­ammen durch Regierunge­n ein Problem sei. Der Angriff solle ein Weckruf sein. Ein vergleichb­ares Szenario mit konvention­ellen Waffen wäre, wenn dem US-Militär einige „Tomahawk“-Marschflug­körper gestohlen würden.

Die Cyber-Attacke am Freitag wurde eher zufällig von einem 22-jährigen Briten beendet. Der IT-Experte fand heraus, dass der Erpressung­strojaner versucht, eine Internet-Domain zu kontaktier­en, nachdem er einen Computer infiziert hat. Der Mann registrier­te die Domain für knapp zehn Euro und stoppte so die Ausbreitun­g. Vorerst!

Es steht zu befürchten, dass es nicht der letzte Angriff dieser Art war. IT-Experte Michael Backes von der Universitä­t des Saarlandes: „Man hat versucht, mit einer ganz großen Kanone auf Europa und die Welt zu schießen.“

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