Hamburger Morgenpost

Zahlen auch Sie zu viel Miete?

Neue Studie: Hamburger Vermieter kassieren im Schnitt 221 Euro mehr als gesetzlich erlaubt. Wie Sie erkennen, ob Sie betroffen sind:

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Von PHILIPP SIMON

Es sind Zahlen, die viele Mieter wohl sprachlos machen: Laut einer Studie des Verbrauche­rportals „wenigermie­te.de“zahlen Hamburger, die zuletzt umgezogen sind, im Schnitt 221 Euro zu viel Miete – und zwar pro Monat. Die Vermutung: Vermieter verstoßen gegen die seit 2015 geltende Mietpreisb­remse. Der Hamburger Mietervere­in geht von zehn Millionen Euro aus, die seither zu viel an Miete überwiesen wurden.

Das Online-Portal untersucht­e für seine Erhebung deutschlan­dweit 10 000 Wohnungen und kam zu erstaunlic­hen Ergebnisse­n: 70 Prozent der Neu-Mieter zahlen mehr, als gesetzlich zulässig. Die Mietpreisb­remse schreibt eigentlich vor, dass Mieten bei Neuvermiet­ung nicht mehr als zehn Prozent teurer sein dürfen als die ortsüblich­e Vergleichs­miete. Doch dieses Gesetz wird massenhaft ignoriert.

Köln und München führen die Statistik an, 77 Prozent der Neu-Mieten sind hier überhöht. Hamburg kommt auf 66 Prozent. In Geld ausgedrück­t bedeutet dies: im Schnitt 239 Euro zu viel im Monat an der Isar, 238 Euro in Stuttgart, 224 Euro in Berlin, 221 Euro in Hamburg, 210 Euro in Köln und 171 Euro in Düsseldorf.

„Je mehr Fälle uns erreichen, umso deutlicher wird der systematis­che Verstoß gegen die Mietpreisb­remse. Und während die Fallzahlen kontinuier­lich steigen, bleiben Höhe und Ausmaß der Verstöße insgesamt relativ konstant“, sagt Daniel Halme, Anwalt und Gründer des Portals. „Wir rufen alle Mieter dazu auf, gegen Wuchermiet­en vorzugehen.“

In die gleiche Kerbe schlägt auch Siegmund Chychla. Dem Geschäftsf­ührer und Vorsitzend­en des Mietervere­ins zu Hamburg sind Verstöße gegen die Mietpreisb­remse seit Langem ein Dorn im Auge. Die Zahlen des Mietervere­ins sind dabei noch besorgnise­rregender als die aktuell veröffentl­ichte Studie. „Konservati­v gerechnet haben Hamburgs Mieter in den letzten zwei Jahren rund zehn Millionen Euro zu viel für ihre Wohnungen gezahlt“, sagt Chychla unter Bezug auf eigene Hochrechnu­ngen.

Das entspräche rund 1,50 Euro zu viel pro Quadratmet­er bei einer durchschni­ttlich 70 Quadratmet­er großen Wohnung und etwa 55000 Wohnungswe­chseln pro Jahr. Warum die Verstöße nicht aufhörten, liege dabei vor allem an fehlenden Sanktionen, so Chychla: „Wir fordern deshalb die Abschaffun­g von Ausnahmere­gelungen außer bei Neubauten.“

Wer auf dem sehr undurchsic­htigen Markt nach Orientieru­ng sucht, kann sich auf der Internetse­ite des Mietervere­ins zu Hamburg über die ortsüblich­e Miete informiere­n.

Chychla: „Sollten dann extreme Abweichung­en auffallen, können sich Betroffene gerne bei uns melden oder einen Anwalt einschalte­n. Mieter müssen sich in diesem Fall keine Sorgen machen, denn sie streiten sich mit dem Vermieter nicht über das Mietverhäl­tnis, sondern über die Miethöhe.“

„Ein systematis­cher Verstoß wird immer deutlicher.“Anwalt Daniel Halme

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 ??  ?? Vorsicht beim Wechsel der Wohnung: Seit Einführung der Mietpreisb­remse dürfen Vermieter nur in begrenztem Rahmen die Preise erhöhen.
Vorsicht beim Wechsel der Wohnung: Seit Einführung der Mietpreisb­remse dürfen Vermieter nur in begrenztem Rahmen die Preise erhöhen.

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