Fitness-Fegefeuer
Daniel Gözübüyük (23) machte den neuen Sporttest der Feuerwehr – und holte sich eine blutige Nase
Da ist das Ding! Sieht klein aus, tat auch nicht doll weh: Die Platzwunde habe ich mir beim Kriechen unter einem Holzbalken zugezogen (siehe Foto rechts). Springen und Medizinballwerfen an. Beim Hindernisparcours renne ich hastig los, umkreise ein Hindernis, Zum Aufwärmen ging es zwei Mal um das AkademieGelände der Feuerwehr an der Bredowstraße in Billbrook. springe über einen Holzkasten. So weit alles im Griff. Dann muss ich unter einem Kasten durchkrabbeln – da passiert es: Ich verschätze mich, knalle mit meiner Nase gegen den Balken – und stehe plötzlich mit einer blutenden Platzwunde da.
Hilft nichts, Pflaster drauf, weiter geht’s: Besonders anspruchsvoll sind zwei Übungen. Erstens das 45 Sekunden lange Halten an der Klimmzugstange – hört sich vielleicht einfach an, ist es aber nicht! Mit meinen Händen klammere ich mich fest an das kalte Eisen, halte mein Kinn oberhalb der Stange, stehe kerzengerade in der Luft – und muss mich kurz vor Ablauf der 45 Sekunden geschlagen geben und loslassen. Dabei bin ich ziemlich fit, mache mehrfach die Woche Sport!
Die zweite Übung: das Ziehen der 75-Kilo-Puppe. Meine Arme brennen bei jedem Schritt mehr, die Puppe wirkt schwerer und schwerer. Schweiß tropft mir auf die Nase, die Wunde brennt. Doch dann ist es geschafft – und zwar innerhalb der vorgegebenen 60 Sekunden.
Bleibt die Frage: Schaffen das wirklich auch junge Frauen? Ich treffe Viviann Chan (26), sie ist in der Verwaltung der Feuerwehr tätig. Den Test hat sie trotzdem gemacht – und überzeugend bestanden! „Ich liebe Sport, mache viel Crossfit“, so die Regierungsinspektorin.
Wer jetzt Lust bekommen hat – die Chancen für Bewerber stehen derzeit besonders gut. Die Feuerwehr braucht mehr Leute, auch deshalb gab es jetzt diesen offenen Test für Interessierte. Wegen zusätzlicher Aufgaben stockt die Feuerwehr die Zahl der Neueinstellungen von 80 auf 120 auf.
Dafür wird intensiv geworben. Und das nicht mit einem „leichteren“Sporttest, wie mir Stefan Bobzin vom Personalauswahlzentrum verrät: „Der Test scheint leichter, weil nicht mehr nur allein Kraft abgefragt wird. Tatsächlich ist er viel technischer. Die Bewerber werden optimal auf den Feuerwehr-Beruf vorbereitet.“Beim alten Sporttest sind noch 30 Prozent der Bewerber durchgefallen.
Interessenten können sich auf der Homepage der Feuerwehr über Anmeldung, Berufschancen und Tätigkeitsfelder informieren. Mein Test zeigt: Wer fit ist, hat gute Chancen. Aber ein bisschen Extra-Training schadet nicht.