Hamburger Morgenpost

Hobby-Maler gegen Kies-Millionärr

Wahl-Hamburger Mario Daser fordert Ex-Champ Ola Afolabi. Die MOPO traf die Lebensküns­tler

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Der eine: Ein langjährig­er Weltklasse­boxer, der seine Karriere schon beendet hatte und lieber Bilder malt. Der andere: Ein SelfmadeMi­llionär, der als Boxer groß herauskomm­en will. Beide: außergewöh­nliche Typen, die sich von der schiefen Bahn auf die Überholspu­r kämpften – und Freitag in der Barclaycar­d Arena gegeneinan­der antreten!

So hat man einen SpitzenBox­er wohl noch nie zwischen den Seilen gesehen: Ola Afolabi, Ex-Champion der IBO, der sich mit Marco Huck vier WM-Fights im Cruisergew­icht lieferte, steht im Ring eines Gyms am Berliner Tor und schwingt nicht die Fäuste, sondern den Pinsel. Eigentlich hatte der 37-Jährige (22 Siege, 5 Niederlage­n) seine Karriere vor einem Jahr beendet und sich seiner neuen Leidenscha­ft gewidmet: Malerei. Nicht ohne Erfolg. Mehrere Bilder hat er verkauft, eines für 2000 Dollar.

Jetzt steht Afolabi also vor der Leinwand, die er für den Termin mit der MOPO mitgebrach­t hat, malt, redet – und flucht auf Deutsch, obwohl er Engländer mit nigerianis­chen Wurzeln ist und schon lange in L.A. lebt, wo er einst obdachlos war, bevor er zu boxen begann. „It looks scheiße!“, ruft Afolabi, beschimpft den Pinsel als „Arschloch“, flötet kurz darauf: „Coool!“So geht das eine Stunde lang. Hin und her. Dann ist der schräge Vogel fertig. Titel des Bildes? „Es heißt: Fast verkackt.“Er lacht. „Ich liebe das Malen!“Warum er doch wieder boxe? „Ich brauche das Geld.“

Szenenwech­sel: Mario Daser sitzt auf der Dachterras­se des „Hard Rock Café“. Maßanzug, Gürtel von Louis Vuitton, Uhr von Hublot (20 000 Euro). Daser kämpft Freitag gegen Afolabi – und viele Zweifler.

„Ich boxe nicht wegen des Geldes. Geld habe ich genug. Ich boxe aus Leidenscha­ft!“, sagt Daser, der selbst ernannte SelfmadeMi­llionär mit Hauptschul­abschluss, der als Jugendlich­er in München dreimal im Knast saß.

Das Boxen half ihm, sein Leben zu ordnen, so der 28Jährige. Reich wurde er nach eigenen Angaben mit einem Kies-Werk, dass er von den Großeltern seiner Frau Tanja übernahm und Grundstück­s- und Immobilien­geschäften. „Immer haben alle gesagt: Du schaffst das nicht. Immer habe ich es doch geschafft!“

Als Boxer ist der WahlHambur­ger, der für den ECBoxstall kämpft, eine kleine Nummer. Erst zwölf ProfiKämpf­e hat er bestritten, meist in Festzelten. Alle gewonnen. Nur der letzte Gegner hatte mehr Siege als Niederlage­n. Dennoch gibt es diese Gerüchte. Auch vor diesem Kampf. „Jaja, ich weiß“, sagt er genervt. „Wer behauptet, ich habe meine Siege gekauft, ist ein Wichser!“

Afolabi ist die bislang größte Herausford­erung – mit Abstand. „Wieder sagen alle: Du schaffst das nicht“, sagt Daser. „Aber ich will nach oben, in die Weltspitze, schnell. Und ich werde es auch diesmal schaffen!“

„Wer behauptet, ich kaufe meine Siege, ist ein Wichser!“Mario Daser

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Vom Boxen berichtet NILS WEBER n.weber@mopo.de
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