Löwen wollen Wölfe schocken
Relegation Niedersachsen-Derby um den letzten Erstliga-Platz. Eintracht ganz cool. VfL nach Holland
Die einen wollen wieder nach oben – die anderen hoffen, den Abstieg zu verhindern. Eintracht Braunschweig und der VfL Wolfsburg treffen ab morgen in der Relegation zur Bundesliga aufeinander. Montagabend steht dann fest, wer in der kommenden Saison ganz oben mitspielt. Zwei Fußballwelten treffen aufeinander, aber auch zwei Städte, die nicht einmal 40 Kilometer voneinander entfernt sind.
Für Eintrachts Trainer Torsten Lieberknecht war ein Trainingslager vor dem Spiel am Himmelfahrtstag keine Option. „Wir haben uns für Normalität entschieden. Es gibt genügend schöne und ruhige Plätze in Braunschweig“, sagte der Coach des ZweitligaDritten. Der 43Jährige spielte damit auf den kurzfristigen Vorbereitungstrip des Gegners in die Niederlande an. „In anderer Umgebung fällt es etwas leichter, das Drumherum auszublenden“, begründete Wolfsburgs Sportchef Olaf Rebbe die Maßnahme von Trainer Andries Jonker.
Die Braunschweiger Löwen geben sich ganz cool – und wollen die favorisierten Wölfe schocken! „Der VfL hat viel Geld und große Stars, wir haben unsere Mittel“, sagt Stürmer Domi Kumbela. Kapitän Ken Reichel: „Wir haben Respekt, das gehört sich so. Aber wir wollen uns auch für eine sehr gute Saison mit 66 Punkten belohnen.“
Um Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fans zu minimieren, dürfen die mitreisenden Eintracht-Anhänger morgen in Wolfsburg nicht ihre gewohnten
blau-gelben Trikots tragen. „Das ist schade. Ich hätte Schwierigkeiten, das meinem Sohn zu erklären“, sagte BTSVCoach Lieberknecht. Erklärungsbedarf hätten derweil die VfL-Verantwortlichen, wenn die Erstliga-Zugehörigkeit nach 20 Jahren tatsächlich beendet bzw. unterbrochen werden sollte. Nach dem AbgasSkandal kann die VW-Stadt keine weiteren schlechten Nachrichten vertragen. „Für uns ist die Relegation nun eine Art Rettungs-Fallschirm. Es ist die Chance, eine schlechte Saison versöhnlich zu beenden“, sagte Wolfsburgs Sportchef Rebbe, der aber auch klar sagt: „Mit Verlaub, wir sind der Erstligist! Wir bleiben erstklassig. Dazu stehe ich nach wie vor.“
Doch selbst wenn der VfL auch im kommenden, dann 21. Jahr, in der ersten Liga spielt, steht Rebbe und den Bossen ein arbeitsreicher Sommer bevor. Das Gesicht des Teams wird sich komplett ändern, blieb die mit Stars wie Torjäger Mario Gomez gespickte Auswahl doch praktisch pausenlos hinter den Erwartungen zurück. Rebbe: „Wir werden jeden Stein umdrehen und dort, wo es nötig ist, den Hebel ansetzen.“