PanikMuseum auf dem Kiez
Lindenberg setzt sich selbst ein Denkmal. Die Pläne für das „Hightech-Udoversum“an der Reeperbahn
Der Rockstar plant multimediale Erlebniswelt im Klubhaus St. Pauli
Das Hotel Atlantic ist seine Panik-Zentrale, der Kiez sein zweites Wohnzimmer – und genau hier will Udo Lindenberg im Herbst für den Knall im All sorgen. Ein Udoversum mit dem Namen „Panik City“soll im Klubhaus St. Pauli öffnen. Was bitte soll das sein? „Das wird kein klassisches Museum und keine Memory-Show, sondern ein Flug durch eine gigantische Erlebniswelt aus Hightech, Multimedia und Magie. Eine spacige Raketenstation zur friedlichen Erforschung des Udoversums“, so der 71-Jährige.
Auf 700 Quadratmetern entsteht die „Lindenberg Experience“, ein 1,5 Millionenprojekt mit hohen Panoramawänden und Technik vom Feinsten – ein Ort, in dem man komplett in Udos Kos- mos eintau- chen kann. „Ein bisschen Pippi Langstrumpf mit Kindergeburtstags-Feeling. Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, sagt Udo und nuckelt genüsslich an seiner Zigarre.
Statt Sonnenbrille wie er tragen die Fans MultimediaBrillen, um sich an Stationen seines Lebens beamen zu lassen. „Alles sehr experimentell, eine Wundermaschine. Mittendrin in der Action, statt nur Betrachter. Wir schaffen virtuelle Welten mit mir als Paten. Die Menschen können mit mir singen, malen, tanzen. Sie fliegen per Drohne über meine Geburtsstadt Gronau – zurück an die Wurzeln meines Seins. Wer will, kann am Touchscreen sein persönliches Eierlikörchen mischen. Ich nehme die Besucher mit auf meine Bühne, so dass sie in das Gefühl eintauchen können, wie es ist, vor hunderttausend Menschen aufzutreten.“
Das Mega-Projekt, das ausschließlich privat finanziert wird, entwickelte Udo gemeinsam mit mit Theaterchef und Unternehmer Corny Littmann (Schmidt Theater, Schmidts Tivoli) sowie Produzent und Gastronom
Axel Strehlitz. Sie beide sind Betreiber des Klubhauses St. Pauli. „Ursprünglich hatte ich ja eher an eine Art Dauerausstellung mit vielen Bildern in der HafenCity gedacht“, so der Panik-Papst.
Nach einem abendlichen Gespräch mit Littmann und Bürgermeister Olaf Scholz im Hotel Atlantic kam alles anders. „Ich fühle mich sehr geehrt und es berührt mein Herz, was hier entsteht. Schließlich geht es nicht nur um mich, sondern ist auch ein Ort, an dem Menschen etwas über die Geschichte der Bundesrepublik lernen können. Manche Teenies denken ja heute, Honecker wäre eine Knackwurst oder eine Brotaufstrich-Sorte. Wenn sie hier spielerisch Vergangenheit inhalieren, ist doch gut.“
Auf jeden Fall kennt man nach einer der einstündigen Führungen in einer maximal 20-köpfigen Gruppe Udo Lindenberg und seine PanikFamilie deutlich besser. Die Eintrittspreise für die Dauer-Installation starten je nach Tages- und Uhrzeit bei zehn Euro.
Udo, der vorgestern noch in Hamburg rockte, gestern die MOPO zum Interview traf und morgen schon wieder in Oberhausen auf Tour ist, will bis zum Herbst öfter im Klubhaus St. Pauli aufschlagen, aktiv mitgestalten. „Ist doch spannend. Unglaublich, so was zu entwickeln und zu sehen, was mit Virtual Reality alles machbar ist. Wir sind hier Pioniere, so etwas gibt es weltweit kein zweites Mal.“
Diese Erlebniswunderwelt wird ein Unikat – so wie Udo auch eins ist. Manchmal, so sagt der Künstler, müsse er sich allerdings auch selbst kneifen, weil es so unglaublich ist, welchen Drive sein Leben hat.