Süchtig nach Size Zero
Nach dem Hunger-Tod des Models Henriette Hömke erzählt ein Betroffener, wie Magersucht das Leben zerstört
Model Henriette Hömke (29) hat sich zu Tode gehungert: Erst in den letzten Tagen kam heraus, dass die Exfreundin von SchalkeTorwart Ralf Fährmann (28) Anfang April im Urlaub an ihrer Magersucht verstarb. Mitte Mai wurde sie im Familienkreis in Chemnitz beerdigt. Auch einige Freunde und Klassenkameraden kamen, um sich von „Jette“zu verabschieden. Doch was ist das für eine Krankheit, die Menschen zerstört?
MOPO sprach mit dem Journalisten Christian Frommert (50), der selbst fast an der Magersucht gestorben wäre. Er wog bei 1,84 Körpergröße nur noch 39 Kilo und hat ein Buch („Dann iss halt was!“) geschrieben.
„Das Problem an der Krankheit ist, dass sie nicht akzeptiert wird. Wenn man süchtig ist, so die gängige Meinung, dann immer nach etwas Bestimmtem.“Der Magersüchtige wolle ja aber etwas nicht: nämlich essen. „Dann iss halt was“, so laute dann die saloppe Antwort des Umfeldes.
Folge: „Die Betroffenen kapseln sich total ab, werden gefühlskalt. Hass, Liebe, Glück, Trauer – sie fühlen nichts mehr davon.“Dazu komme der körperliche Verfall: „Die Haut wird trocken, die Haare fallen aus, man friert, ist stets müde. Wenn ich aus dem Auto steigen wollte, musste ich per Hand meine Beine anheben.“Der Tod trete meist durch multiples Organversagen ein. Gründe für die Krankheit gebe es viele: Schicksalsschläge wie Tod, Trennung, Prüfungsversagen. „Die Krankheit ist so mächtig, dass die meisten Betroffenen ihr einen Namen geben. Meine hieß: Anna. Von Anorexie.“Heute wiegt Frommert „etwa 70 bis 72 Kilo“.