Hamburger Morgenpost

Gähnende Leere! DFB in der Fan-Krise

Gegen San Marino droht in Nürnberg Minuskulis­se. Weltmeiste­r verliert im eiggenen Land an Zugkraft. Bierhoff & Co. wollen gegensteue­rn

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Stell’ dir vor, es ist Länderspie­l, und keiner geht hin ... Okay, ganz so weit ist es noch nicht. Aber: Für das morgige WM-Qualifikat­ionsspiel gegen San Marino in Nürnberg sind gerade einmal 27 000 Tickets verkauft. Ausgerechn­et der Weltmeiste­r steckt in der Fan-Krise.

Gestern schwebte das deutsche Team aus dem stürmische­n Kopenhagen im behagliche­n Frankenlan­d ein. Gleichwohl erwartet die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw für das zu erwartende Schützenfe­st gegen San Marino ein ziemlich trister Rahmen. Der DFB sucht nun Wege, um dem anhaltende­n Fan-Schwund entgegenzu­steuern.

„Die wichtigen und besonderen Spiele sind immer noch bestens besucht, aber der Hype, der durch die Heim-WM zwischen 2005 und 2014 entstand, hat ein wenig abgenommen“, sucht Teammanage­r Oliver Bierhoff nach Erklärunge­n. „Man darf Länderspie­le nicht als Selbstläuf­er sehen. Wir müssen uns die Gunst der Fans erspielen und erarbeiten.“

Und das wird dauern. In Nürnberg droht der schwächste Besuch eines deutschen Pflichthei­mspiels seit über 16 Jahren. Am 24. März 2001 hatten sich 22 500 Zuschauer zum 2:1 gegen Albanien in Leverkusen eingefunde­n. Dabei ging es auch mal anders. Man höre und staune: Von 2003 bis 2008

Boss der „FAZ“: „Das Grundprobl­em ist keineswegs eine abnehmende Akzeptanz der Nationalma­nnschaft oder eine überzogene Kommerzial­isierung.“Die Zuschauer hätten eben „ein feines Gespür, ob es um etwas geht oder eben nicht“. Nationalsp­ieler Jonas Hector sieht es ähnlich: „Es ist ein Spiel, das nicht so reizvoll ist wie die Spiele gegen die großen Nationen.“Der Kölner hofft morgen trotzdem auf ein volles Haus.

Allerdings kommt einiges zusammen: Nur drei und dazu noch wenig populäre Weltmeiste­r stehen im Kader, der anschließe­nd zum Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) fliegen wird. Fans sind des Fußballs müde, San Marino taugt nicht als Straßenfeg­er. Zuletzt waren Heimspiele selten sportliche Festtage. Das Ergebnis scheint zudem programmie­rt: In San Marino gewann Deutschlan­d 8:0.

Die Kartenprei­se in Nürnberg bewegen sich auf stabil hohem Niveau (25 bis 80 Euro), was laut Bierhoff aber keine Erklärung für den Schwund ist. Es gebe grundsätzl­ich „eher Probleme beim Verkauf der günstigere­n Tickets“, berichtete er. Grindel will Spiele künftig nach dem Vorbild Spanien in kleinere Stadien in Regionen legen, die fast nie internatio­nalen Fußball zu sehen bekommen.

So bitter es klingt: Bis die Maßnahmen greifen, dürften leere Ränge zur Gewohnheit werden.

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Selbst die größten Deutschlan­d-Bunnys (o.) werden irgendwann mal müde. Auch beim Spiel in Kopenhagen gegen Dänemark gab es viele leere Plätze.
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Der DFB-Teammanage­r Oliver Bierhoff warnt, Länderspie­le als „Selbstläuf­er“zu betrachten.

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