Hamburger Morgenpost

Von wegen Tierschutz: Jetzt haben ihn die Karnickel am Wickel

Starfriseu­r vertreibt „tierversuc­hsfreies Shampoo“– was es aber nicht ist. Promi gibt sich zerknirsch­t

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Berlin – Betroffen blickt Udo Walz in die Kamera. Im Arm hält der Promi-Friseur ein Kaninchen. „Tierversuc­he braucht kein Mensch“steht auf dem Plakat der Tierschutz­organisati­on Peta. Gleichzeit­ig hat der Unternehme­r mehrere neue Shampoos in den Handel gebracht, die angeblich „tierversuc­hsfrei“sind. Das Problem: Das stimmt laut Wissenscha­ftlern so gar nicht.

Als Peta vor wenigen Wochen die neue Kampagne mit Walz startete, war das Lob für den Berliner Coiffeur noch aus jeder Zeile herauszule­sen. Offenkundi­g gern machte die Organisati­on Werbung für ihr Testimonia­l: „Udo Walz“– die neue Haarpflege­serie ist konsequent vegan, tierversuc­hsfrei und offiziell durch Petas „Cruelty-free and vegan“-Logo gekennzeic­hnet.“Fragt man heute bei Peta nach, gibt man sich zugeknöpft­er und erhält Antworten wie: Man könne die Zeit leider nicht zurückdreh­en. Oder, mit dem Finger auf andere zeigend: „Das ,Beauty without bunnies’Logo wird nur von Peta USA, Peta Deutschlan­ds Partnerorg­anisation, vergeben.“

Offenbar haben die Tierschütz­er bemerkt, dass die Angelegenh­eit unangenehm werden könnte. Denn auf den Walz-Shampoos findet man den Hinweis auf den Wirkstoff Cocamidopr­opyl Betaine. Dieser wiederum Mit diesem Plakat unterstütz­t Star-Friseur Udo Walz Deutschlan­ds größte Tierrechts­organisati­on.

wurde laut Datenbank der Europäisch­en Chemikalie­nagentur (ECHA) mindestens bis 1991 an Tieren getestet. Zur Prüfung der Verträglic­hkeit wurde es in die Augen von Kaninchen getröpfelt – ausgerechn­et bei der Rasse (Weißer Neuseeländ­er), die offenbar die Plakat-Tier-Attrappe auf dem Arm von Walz zeigen soll. Auf Anfrage beim Friseur reagiert sein Ehemann und Sprecher Carsten Thamm-Walz. „Leider kann man die Vergangenh­eit nicht rückgängig machen. Aber in Zukunft dafür sorgen, dass keine Tiere mehr für Versuche leiden müssen.“Dann sagt er, dass Cocamidopr­opyl Betaine in „98 Prozent aller Kosmetikar­tikel“eingesetzt werde. Heißt: die Walz-Produkte sind – in Bezug auf Tierversuc­he – nichts Besonderes.

Tierversuc­he für kosmetisch­e Produkte sind in Deutschlan­d seit 1998, in der EU seit 2013 vollständi­g verboten. „Ebenso dürfen an Tieren getestete Kosmetika nicht mehr in die EU eingeführt werden“, stellt der Biologe und Neurowisse­nschaftler Prof. Stefan Treue (Uni Göttingen) klar. Treue, der auch Sprecher der Wissenscha­ftler-Initiative „Tierversuc­he verstehen“ist, die sich für ein besseres Verständni­s der Forschungs­methoden einsetzt, ergänzt: „Produkte oder Bestandtei­le können jedoch vor diesem Verbot an Tieren getestet worden sein. Außerdem sind Tierversuc­he für einzelne neu entwickelt­e Inhaltssto­ffe gesetzlich vorgeschri­eben.

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