Hamburger Morgenpost

„Die Räte brauchen mehr Sportkompe­tenz“

Der langjährig­e Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ats über die aktuelle Krise. Er sagt: Der Sportchef muss in den Vorstand

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Vom HSV berichten Simon Braasch und Florian Rebien

Er steht für die jüngeren Erfolge des HSV. Von 1996 bis 2007 war Udo Bandow (85) Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Hamburger. Die MOPO sprach mit dem ehemaligen Präsidente­n der Hanseatisc­hen Wertpapier­börse über...

… die Zukunft des HSV:

„Die Entwicklun­g des Vereins hängt von den personelle­n Entscheidu­ngen ab, die getroffen werden. Frankfurt, Köln oder Leipzig sind Beispiele, dass es schnell nach oben gehen kann. Diese Chancen hat der HSV aber nur, wenn er aus den Fehlern der vergangene­n Jahre lernt.“

… die erforderli­chen Änderungen:

„Der Aufsichtsr­at sollte sich nicht nur aus erfolgreic­hen Persönlich­keiten aus der Wirtschaft zusammense­tzen. Um fachliche Entscheidu­ngen über Spielerkäu­fe oder -verkäufe zu treffen, müssen auch Personen im Aufsichtsr­at sitzen, die das Fußballges­chäft genau kennen. Diese Kompetenz fehlt dem jetzigen Aufsichtsr­at.“

… die Besetzung des Vorstandes:

„Der Sportchef sollte einen Posten im Vorstand einnehmen. Von 2000 bis 2009 hat

sich der HSV achtmal für den Europapoka­l qualifizie­rt. Das lag ganz entscheide­nd an der Arbeit der Sportvorst­ände Holger Hieronymus und Dietmar Beiersdorf­er.“

… die Fehler der vergangene­n Jahre:

„Seit 2009 ist die Position des Sportvorst­andes gar nicht oder nicht optimal besetzt worden. So gut Dietmar in seiner Zeit von 2002 bis 2009 auf diesem Sektor gearbeitet hat, seit seiner Rückkehr 2014 sind große Transferer­folge ausgeblieb­en. Auch weil er dann wohl Verhältnis­se vorgefunde­n hat, die ihm nicht mehr die Zeit ließen, so zu arbeiten wie in seiner ersten Zeit. Damals war jeder Spieler, den der HSV verpflicht­et hat, erst durch die sehr gute ScoutingAb­teilung empfohlen worden, dann hat Dietmar den Spieler sechsbis achtmal persönlich beobachtet. Der Aufsichtsr­at konnte sich dadurch ein sehr genaues Bild von den Profis machen.“

… die Gründe für den Niedergang:

„Die personelle Fluktuatio­n ist viel zu hoch. Ich war über zehn Jahre Aufsichtsr­atsvorsitz­ender, musste dann gesundheit­sbedingt ausscheide­n. Mittlerwei­le gibt es meinen siebten Nachfolger. Das zieht sich wie ein roter Faden durch den Verein und gilt genauso für Vorstand und Trainer. Zudem habe ich nie begriffen, warum man Spieler wie Díaz, Rincón oder Demirbay für so wenig Geld abgegeben hat. Spieler wie Pizarro, Ibisevic, Modeste oder Wagner hätte der HSV für geringe Ablösen haben können.“

… die Wege aus der Krise:

„Wie die MOPO es bereits geschriebe­n hat: Es müssen nicht für viel Geld große Namen verpflicht­et werden, sondern Spieler, die in die Mannschaft passen und sich hier einen Namen machen. Schauen Sie auf die jüngere Vergangenh­eit: Mathenia, Sakai, Mavraj, Jung und Waldschmid­t haben die Erwartunge­n eher erfüllt als die teuer eingekauft­en Kostic, Walace, Douglas Santos oder Halilovic.“

… seinen Einfluss:

„Den gibt es nicht. Aber unabhängig von meiner Person möchte ich den von mir mehrfach geäußerten Vorschlag wiederhole­n, einen Sportaussc­huss zu bilden. Man sollte versuchen, Persönlich­keiten wie Uwe Seeler, Horst Hrubesch, Holger Hieronymus, Jörg Butt oder Frank Rost dafür zu gewinnen. Das wäre ein positives Signal nach außen.“

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War über ein Jahrzehnt Aufsichtsr­atsVorsitz­ender des HSV: Udo Bandow
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