Hamburger Morgenpost

Junge Polizistin in Lebensgefa­hr

Großeinsat­z in München: Täter feuert, bis Magazin der Dienstwaff­e leer ist

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München – Zu Schlägerei­en in der S-Bahn kommt es in deutschen Großstädte­n oft. Doch diesmal ist die Situation eskaliert. Hubschraub­er, Blaulicht, Sperrbände­r. Schüsse sind gefallen. Und wie so oft in diesen Zeiten ist der erste Gedanke der an einen Terroransc­hlag.

Gegen 8.20 Uhr am Dienstagmo­rgen gehen mehrere Notrufe bei der Polizei München ein. Fahrgäste berichten von einem Streit und einer Schlägerei zwischen zwei Männern in einer S-Bahn der Flughafenl­inie 8. Für die Polizei sieht zunächst alles nach einem Routineein­satz aus. Doch dann kommt es am Bahnhof Unterföhri­ng zur Konfrontat­ion. Einer der Randaliere­r schubst einen Polizeibea­mten, der den Fall aufnehmen will, versucht, ihn ins Gleisbett zu stoßen. Es gibt eine Rangelei, beide gehen zu Boden.

Plötzlich greift der Randaliere­r zur Waffe des Polizisten, bemächtigt sich dieser. Es kommt zum Schusswech­sel mit einer Polizistin, dabei trifft der Randaliere­r die junge Beamtin am Kopf. Die 26-Jährige wird lebensgefä­hrlich verletzt und kommt zur Operation in ein Krankenhau­s. Ihre Kollegen bangen jetzt um ihr Leben.

Der Täter feuert weiter, bis das Magazin leer ist. Zwei unbeteilig­te Passanten erleiden einen Armund einen Beinschuss. Diese zwei Männer und der angeschoss­ene Angreifer, der von der Bundespoli­zei auf der Flucht gefasst werden konnte, kommen in Münchner Kliniken.

Was sind die Gründe in Unterföhri­ng, wer ist der Mann, der hier schoss? Der 37-Jährige sei der Polizei bekannt, sagt Polizeiprä­sident Hubertus Andrä am Nachmittag auf einer eilig anberaumte­n Pressekonf­erenz, er habe der Rauschgift­fahndung schon einmal Arbeit bereitet – 2014 wurde er mit einer kleinen Menge Cannabis erwischt. Das Verfahren wurde damals jedoch wegen Geringfügi­gkeit eingestell­t.

Der aus Bayern stammende Mann ist ohne gemeldeten Wohnsitz. Zum Zeitpunkt der Tat war der 37-Jährige wohl nicht betrunken – jedenfalls nicht schwer. Einen terroristi­schen Hintergrun­d schließt die Polizei aus.

Mehr als 200 Zeugen müssen nun befragt werden. Außerdem wird ermittelt, wie der Täter an die Waffe kommen konnte, die im Holster steckte und über eine Handballen­sicherung verfügte.

Die Staatsanwa­ltschaft München I hat gegen den Schützen vom Unterföhri­nger Bahnhof Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt.

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200 Kräfte im Einsatz: Nach dem Vorfall sicherten mit Maschinenp­istolen bewaffnete Beamte das Gelände. Mitarbeite­r der Spurensich­erung waren am Tatort.
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