„Was ich angeleckt habe, ist meins!“
Prozess gegen Ausbilder, der Soldatin belästigt und Untergebene bedroht haben soll
Ahlen – Fieses Machogehabe und das Niedermachen von Untergebenen sollen sich in der Bundeswehr-Grundausbildung im westfälischen Ahlen abgespielt haben. Ein ehemaliger Gruppenführer der Westfalen-Kaserne muss sich deshalb vor Gericht verantworten.
Die Anklage wirft Christopher O. Körperverletzung, Nötigung, Misshandlung und entwürdigende Behandlung von Untergebenen sowie Befehlsmissbrauch vor. Zum Prozessbeginn kündigte der frühere Gruppenführer einer Ausbildungskompanie der Bundeswehr gestern über seinen Anwalt an, sich vorerst nicht zu den Vorwürfen zu äußern.
Ein erster Zeuge bestätigte Vorfälle einer internen Zugfeier außerhalb der Westfalenkaserne im November 2016. Dabei soll der Angeklagte in einem Vereinsheim eines Ahlener Sportvereins einen der Rekruten so unter Druck gesetzt haben, sich zu betrinken, dass dieser sich am Ende erbrach. Der Zeuge schilderte den Kameraden als nicht mehr zurechnungsfähig. Eine Soldatin soll der Ausbilder am selben Abend bedrängt und ihr gegen ihren Willen übers Gesicht geleckt haben. „Was ich angeleckt habe, ist meins“, sagt er dann. Einem anderen Untergebenen soll er Schläge angedroht haben, falls dieser sich weigere, eine Soldatin zu belästigen.
Die Vorfälle waren durch eine interne Meldung von Soldaten an den Kompaniechef bekannt geworden. Ermittlungen gegen den inzwischen 30-jährigen Unteroffizier wurden eingeleitet und Christopher O. von jeglicher Personalverantwortung entbunden. Außerdem wurde ihm das Tragen der Uniform verboten.
Der Prozess wird am 3. Juli mit weiteren Zeugen-Aussagen fortgesetzt. Sollte O. verurteilt werden, droht ihm eine Haftstrafe.