450 Hafenarbeiter kämpfen um ihren Lohn
Protest gegen die „Löwin“: Lascher fordern Auszahlung ausstehender Gehälter
Von NINA GESSNER
Sie kamen mit Trillerpfeifen und Fahnen: Hunderte Mitarbeiter von Hamburgs ältestem Hafenbetrieb, der Stauerei Carl Tiedemann von 1879, haben gestern in der City demonstriert. Grund: Sie haben seit Wochen keine Löhne mehr erhalten!
„Von der Löwin zur Hyäne“stand auf einem der Spruchbänder, das die laut Polizei 450 Demonstranten vor sich her trugen. Gemeint ist ihre Chefin, Carola Zehle (70). Spitzname: „die Hafenlöwin“. Weil sie sich stets gegen all die männlichen Hafenbosse durchsetzen konnte. Doch nun scheint sich die Königin mit der blonden Mähne vergaloppiert zu haben: Seit Mai ist sie bei ihren 350 Beschäftigten mit Löhnen und Altersvorsorgeleistungen in Verzug. Laut Berechnungen von Ver.di beträgt der Zahlungsrückstand bereits 500 000 Euro! Überstunden nicht eingerechnet.
„Die Kollegen leben nur noch von ihren Ersparnissen“, schimpft Gewerkschaftssekretär Marco Otten. „Dabei haben sie Anfang des Jahres bereits auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet!“
Die Krise hatte sich schon länger angebahnt. Starke Ladungsrückgänge hatten 2015 zu Verlusten von minus 5,4 Prozent im Hafen geführt. Bei den TiedemannLaschern, die für die Befestigung der Container auf den Schiffen zuständig sind, lag das Minus bei 1,1 Millionen Euro. „Wir konnten unsere Mitarbeiter kaum beschäftigen“, so Geschäftsführerin Carola Zehle, die damals ankündigte, das Tochterunternehmen Lasch Company Hamburg (LCH) zu schließen. Durch einen neuen Tarifvertrag, der seit Januar 2017 gilt und bei dem die Mitarbeiter auf zwölf Prozent ihres Einkommens verzichten, konnte die Schließung laut Ver.di abgewendet werden.
„Wir fragen uns: Wo ist die Kohle geblieben?“, sagt Otten. Die Geschäftsführung müsse einen transparenten Zukunftsplan vorlegen.
Carola Zehle bekräftigt, die Zukunft des Unterneh„Wir mens sei gesichert. haben uns ergebnismäßig stabilisiert und sind 2017 wiemit der profitabel, aber kleiGewinLiquiditätsloch nen monatlichen nen.“Das ließe sich jedoch nur langsam abbauen. Man wolle das über den Verkauf von Beteiligungen z.B. in Antwerpen erreichen. Zehle: „So etwas dauert allerdings Monate.“Zur Überbrückung habe man Geldgeber gesucht. Zehle: „Das macht Ver.di uns jetzt so gut wie unmöglich.“
„Die Kollegen leben nur noch von ihren Ersparnissen.“Marco Otten, Ver.di