Strahlenskandal: Fünf Patienten schwer geschädigt
Nach MOPO-Enthüllungen: Ermittlungs-Gutachten belastet Ärzte schwer
Von SANDRA SCHÄFER Seit 2013 bekannt!
Fünf Krebspatienten sind bei Asklepios in St. Georg falsch bestrahlt und dadurch schwer geschädigt worden. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt ein Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft. Die MOPO hatte den Strahlen-Skandal im Januar 2015 aufgedeckt. Seitdem wird ermittelt.
Asklepios zog gestern nach Einsicht in das Gutachten Konsequenzen: Fünf Mitarbeiter des Hermann-Holthusen-Instituts für Strahlentherapie (St. Georg) sind bis auf Weiteres Ist sie zu dick? freigestellt. Es soll sich um hochrangige Ärzte und Physiker handeln. Der damalige Leiter der Abteilung wurde bereits 2016 mit anderen Aufgaben betraut und ersetzt. Auch er soll nach MOPO-Informationen zu den Freigestellten gehören. Asklepios wollte sich dazu nicht äußern.
Zehn schwerkranke Patienten waren in der Strahlenklinik in den Jahren 2010 bis 2013 falsch behandelt worden. Erst 2013 fiel der Fehler vor Ort auf. Das Bestrahlungs-Gerät für die Therapie war von den Ärzten und Physikern jahrelang falsch bedient worden. Die Patienten bekamen eine viel geringere Bestrahlung als verordnet. Die Dosis war so gering, dass sie keine Wirkung hatte.
Obwohl die Gesundheitsbehörde als Aufsichtsbehörde 2013 von Asklepios über die Vorfälle informiert wurde, tat sie kaum etwas zur Aufklärung. Auch die Staatsanwaltschaft wurde erst eingeschaltet, als die MOPO den Skandal eineinhalb Jahre später aufdeckte. Ein von der Gesundheitsbehörde dann in Auftrag gegebenes Gutachten fiel deutlich milder aus als die aktuelle Expertise im Auftrag der Staatsanwaltschaft. Es hatte die Ärzte damals entlastet. Das neue Gutachten ist eine Klatsche für Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), deren Behörde zu lange nicht gehandelt hatte.
Laut Staatsanwaltschaft wird gegen elf Personen wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Anklage wurde noch nicht erhoben. Asklepios erklärte die Freistellung der Mitarbeiter gestern so: „Bei fünf Patienten dürfte der Verdacht einer durch die Unterbestrahlung verursachten erheblichen Schädigung gegeben sein.“Vier von ihnen sind gestorben. Ein Hauptgutachten soll nun klären, ob die Unterbestrahlung Ursache ist.