Inka will's den Männern zeigen
Die 38-jährige Ex-Nationalspielerin Grings setzt sich das Ziel, als Trainerin in der Fußball-Bundesliga zu arbeiten Sie startet ihre Karriere bei den B-Junioren, doch das ist nur ein erster Schritt: „Ich möchte nach oben!“
Die frühere Nationalspielerin Inka Grings sucht als Fußball-Lehrerin die ultimative Herausforderung: Sie will als erste Frau einen Bundesligisten trainieren – bei den Männern. Dazu ließ sie den Frauenfußball hinter sich und fängt im Nachwuchsbereich an.
Sie hat ihre Jungs voll im Griff. Laute Stimme, klare Ansagen, die frühere Weltklassestürmerin lässt im Training der U17 von Viktoria Köln keinen Zweifel daran, wer der Boss ist. Die Nachwuchsspieler hören auf ihr Kommando, alles scheint vollkommen alltäglich. Ist es aber nicht.
Grings möchte das ändern, als erste Frau in Deutschland den Durchbruch im MännerBereich schaffen. „Das Tempo, der andere Umgang, mehr erreichen zu können - das ist das, wonach ich strebe“, sagt die 38-Jährige. Den nötigen Mut bringt sie mit, aber auch – wie schon zuvor auf dem Rasen – „brutalen“Ehrgeiz: „Natürlich will ich auch ein Stück weit Geschichte schreiben.“
Ihr neuer Job im männlichen Nachwuchsbereich soll dabei nur der erste Schritt sein. „Ich habe den Fuß in die Tür gesetzt und will irgendwann durchgehen. Ich sammle hier meine Erfahrungen, aber ich möchte nach oben, gar keine Frage“, bekräftigt die zweimalige Europameisterin. Und „nach oben“bedeutet „Herrenbereich, am liebsten Bundesliga“.
Als sie das Angebot von Viktoria Köln bekam, verließ Grings ihren Job beim MSV Duisburg in der Frauen-Bundesliga. Seit Mitte Juni bereitet sie ihr neues Team auf die im August beginnende Saison der B-Junioren-Bundesliga vor. „Es macht unheimlich Spaß“, sagt sie, und dass die Jungs sie nach einer „aufregenden“Kennenlernphase problemlos aufgenommen haben. Ihr Geheimnis? „Ich spreche schon immer Klartext. Da bleiben keine Fragen offen.“
Bei allem Selbstbewusstsein weiß Grings genau, worauf sie sich beim Eindringen in eine der letzten Männerdomänen einlässt. „Wir sind im 21. Jahrhundert und müssen noch eine Frauenquote durchbringen. Das zeigt doch, wie die Gesellschaft tickt. Ich bin kein Traumtänzer.“Trotzdem ist sie überzeugt: „Letztendlich wird sich Qualität immer durchsetzen.“
96 Länderspiele (64 Tore) hat die gebürtige Düsseldorferin absolviert. 16 Jahre lang spielte sie in Duisburg. Sechsmal wurde sie Bundesliga-Torschützenkönig, dreimal Fußballerin des Jahres. Dann zog es sie zum FC Zürich, zu den Chicago Red Stars, ihre aktive Laufbahn beendete Grings beim 1. FC Köln.
Sie hat vieles erlebt, ist angeeckt, sich aber immer treu geblieben. Weggefährtinnen wie Ex-Bundestrainerin Silvia Neid und Martina VossTecklenburg, mittlerweile Frauen-Nationalcoach in der Schweiz, sahen in Grings das Potenzial zur Trainerin.
„Ich weiß genau, wie Erfolg schmeckt, aber auch, wie Niederlagen schmecken“, erklärt sie. All diese Erfahrungen möchte Grings nun auch als Coach im Männerfußball weitergeben. „Warum sollen Frauen sich nicht hinstellen und sagen, dass wir das auch können? Ich wüsste jedenfalls kein Argument, das dagegen spricht.“
Im Gegenteil, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu: „Auf wen hören Jungs denn am meisten, wenn sie klein sind? Auf ihre Mutter.“
„Auf wen hören Jungs denn am meisten, wenn sie klein sind? Auf ihre Mutter.“Inka Grings