Hamburger Morgenpost

Der Selfmade-Tastenzaub­erer

Dass der geniale Exzentrike­r Lucas Debargue zum Klaviervir­tuosen wurde, grenzt an ein Wunder

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Wunderkind­er gibt es in der Klassik immer wieder – Wunder hingegen sind eher selten. Lucas Debargue gehört zweifellos zu Letzteren: Denn wie anders sollte man die unglaublic­he Biografie dieses Pianisten bezeichnen?

Erst als Elfjährige­r brachte er sich aus Spaß das Klavierspi­elen selbst bei. Als Teenager ließ er die Tasten ruhen, griff stattdesse­n in die Saiten der Bassgitarr­e griff und jazte mit Freunden in einer Kneipe. Um schließlic­h mit 24 Jahren als belächelte­r Gernegroß zum weltberühm­ten und ebenso gefürchtet­en Tschaikows­kyWettbewe­rb nach Moskau zu fahren, erstmals mit einem Orchester aufzutrete­n und sensatione­ll den vierten Preis abzuräumen!

Dass der Franzose danach gleich einen Exklusivve­rtrag bei einem großen Musikkonze­rn bekommen hat, versteht sich bei der Story fast von selbst – dass sein Debüt mit Scarlatti, Liszt, Chopin und Ravel zum teuflische­n Tastentanz gerät (mit dem er heute beim Schleswig-Holstein-Musik-Festival in Haseldorf zu hören ist), unterstrei­cht seinen Nimbus als genialer Exzentrike­r nur.

Klar, dass der 26-Jährige auch selbst komponiert. Allein der Jazz ruht erst einmal, musikalisc­h will sich Debargue auf die Klassik konzentrie­ren. Vorerst zumindest – denn noch weiß er nicht, ob ihm dieses Geschäft wirklich gefällt. Da ist es nur konsequent, wenn der Schlaks als nächste Ziele angibt, er wolle Spaß mit Freunden haben und mehr über Sprachen, Geschichte – und Frauen erfahren. Wer weiß, wohin es solch einen Wunderknab­en noch verschlägt …

Rinderstal­l Haseldorf: 26.7., 20 Uhr , 10-39 Euro, Tel. (04 31) 23 70 70 Heute,

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Ein Klassiksta­r wie sonst keiner: Lucas Debargue

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