„Die Stadt Hamburg muss sich bewegen“
Zittern um die Zukunft des Rothenbaum-Turniers. In der MOPO spricht der DTB-Vize
Er ist einer der mächtigsten Männer im deutschen Tennis. Dirk Hordorff (61), Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), ist seit gestern beim Turnier am Rothenbaum. Vor der heutigen Sitzung des DTBBundesausschusses, der sich aus den 18 Landesfürsten zusammensetzt, nahm sich der 61-Jährige Zeit für ein Exklusiv-Interview mit der MOPO.
MOPO: Im September soll es eine Entscheidung über die Zukunft des Turniers geben. Werden die German Open auch nach 2018 in Hamburg ausgetragen? Dirk Hordorff: Bei der Sitzung des Bundesausschusses wird das Thema gar nicht auf der Tagesordnung stehen. Zwei wesentliche Faktoren sind nämlich noch nicht geklärt. Welche?
Zum einen hat bei der ATP eine Phase begonnen, in der über den Belag und das Datum des Turniers nachgedacht wird. Zum anderen muss es Gespräche mit der Stadt geben. Wie positioniert sich die Stadt zur Stadionfrage? Wenn sie mit Bewerbern in die Endverhandlungen gehen, müssen sie wissen, ob sie ein Dach haben oder ob sie kein Dach haben. Und da stellt sich natürlich die Frage: Ist Hamburg noch der richtige Standort? Wie fällt Ihre Antwort aus?
Es gibt andere Städte, die Interesse haben. Und es gibt Bewerber, die sich das Turnier in einer anderen Stadt vorstellen können. Aber der DTB wird darum kämpfen, dass man die Stadt mit ins Boot kriegt. Fällt im September eine Entscheidung? Sie kann theoretisch auch später fallen. Unsere sehr ehrgeizige Zielsetzung war, dass wir es hier in trockenen Tüchern haben. Und wir sind ja auch in der sehr komfortablen Situation, dass wir exzellente Bewerber haben, mit denen wir exzellente Verhandlungen geführt haben. In den Grundsatzfragen sprechen wir eine Sprache. Da sind wir uns einig. Nun muss sich die Stadt Hamburg bewegen. Da hängen wir.
Sind andere Städte bereit, mehr als die 100 000 Euro zu geben, mit der die Stadt Hamburg das Turnier unterstützt?
Ich weiß gar nicht, was die Stadt dazugibt. Das Geld bekommt ja nicht der DTB, sondern der Veranstalter. Hier geht es auch nicht darum, dass wir Gelder für eine Profiveranstaltung haben wollen. Es geht darum, dass die Renovierung oder Sanierung des Stadiondachs einer Bezuschussung bedarf.
Am Dienstag war Olaf Scholz auf Einladung von Michael Stich auf der Anlage, um über die Zukunft des Turniers zu sprechen. Aus dem Präsidium des DTB habe ich bis zum heutigen Tag niemanden
auf der Anlage gesehen. Machen Sie sich nicht zu rar? Ich sage es mal so, es wäre schön gewesen, wenn wir gewusst hätten, dass Herr Scholz kommt.
Neben Michael Stich bewerben sich mit Dietloff von Arnim, Michael Mronz und Peter-Michael Reichel drei weitere in der Szene bekannte Turnierdirektoren um die Ausrichtung der German Open. Kämpft nur Stich für den Standort Hamburg oder wollen seine Konkurrenten das Turnier auch am Rothenbaum belassen?
Jeder der Interessenten ist dazu bereit, das Turnier hier stattfinden zu lassen. Aber wir werden auch Realismus walten lassen, wenn uns ein anderer Standort weitaus bessere Möglichkeiten bietet.
Hat das Turnier in Hamburg nur auf Hartplatz eine Zukunft?
Wenn Sie mich als gebürtigen Hamburger vor zehn Jahren gefragt hätten, ob ich mir hier einen Hartplatz vorstellen könnte, hätte ich Ihnen geantwortet: „Nie im Leben. Was für ein Schwachsinn!“Jetzt gibt es eine andere Situation. Der an eins gesetzte Spieler steht auf Platz 24 der Weltrangliste.
Einem Wechsel auf Hartplatz müsste die ATP zustimmen. Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Es ist nicht mehr ausgeschlossen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, ist sehr, sehr gering, weil die Amerikaner voll dagegen sind.
Seit 2002 gibt es kein Frauenturnier mehr in Hamburg. Sie wollen das ändern.
Wir würden uns sehr freuen, wenn das gelingt. Dafür müsste die Stadt Hamburg in einen Dialog mit uns treten.
Hat Hamburg die Pole-Position?
Wenn wir ein gutes Stadion mit funktionierendem Dach haben, ist Hamburg unstrittig. Dafür sprechen die Historie und die Einzigartigkeit des Standorts. Wenn ich mir dieses Stadion ohne Dach vorstelle, fängt es aber an, mir wehzutun.