Was wollte 19-Jährige im Wohnwagen des Pistolen-Manns?
Familie rief Polizei. Die kam mit zwei Spezialkommandos
Bonn – Die Straßen abgesperrt, vermummte Spezialkräfte, die sich für eine Befreiungsaktion bereitmachten … In der Nacht zu Donnerstag kam es auf einem Bonner Industrie-Gelände zu einem Großeinsatz: Eine junge Frau (19) wurde von einem Mann (47) gegen ihren Willen in einem Wohnwagen festgehalten, so die erste Alarmmeldung.
Die 19-Jährige soll ihre Familie angerufen und um Hilfe gebeten haben. Als die daraufhin zu dem Wohnwagen kam, soll sich der 47-Jährige mit einem Gewehr gezeigt haben. Die Angehörigen schalteten deshalb gegen zwei Uhr nachts die Polizei ein.
Insgesamt sechs Streifenwagen waren im Einsatz, gegen drei Uhr trafen dann zwei Spezialeinsatzkommandos aus Essen und Düsseldorf ein. Darunter sogenannte Verhandler, die mittels Megafon Kontakt zu dem mutmaßlichen Kidnapper aufnahmen. Als der Tatverdächtige gegen sechs Uhr die Wagentür öffnete, wurde er vorläufig festgenommen – und das vermeintliche Opfer befreit.
Doch die junge Frau wollte gar nicht aus dem Wohnwagen gerettet werden. „Der Vorwurf der Freiheitsberaubung konnte durch die Ermittlungen nicht belegt werden“, so Polizeisprecher Robert Scholten. „Die 19-Jährige hat ausgesagt, dass sie nicht gegen ihren Willen festgehalten worden ist.“Sie behauptet, das auch nie gesagt zu haben, erzählt Scholten.
Seltsam. Zumal laut Scholten keiner der Beteiligten die Situation während des immerhin mehr als dreistündigen Einsatzes entspannt hat. Laut den Ermittlungen soll die junge Frau schon seit mehreren Wochen in dem Wohnwagen schlafen. Ihr 47jähriger Bekannter, der auf dem Gelände eine Autowerkstatt betreibt, hatte ihn ihr zur Verfügung gestellt und nach eigenen Angaben „ab und zu nach dem Rechten geschaut“. Er selbst ist wegen Eigentums- sowie Gewaltdelikten bereits polizeibekannt.
Die Ermittlungen der Polizei nach dem Einsatz dauern an. Es geht unter anderem um den Verdacht der Bedrohung der Angehörigen der jungen Frau.
Der 47-Jährige wurde gestern vorläufig wieder freigelassen. Die junge Frau in der hellen Jacke hatte Verwandte angerufen, die daraufhin die Polizei alarmierten. Die holte sie aus dem Wohnwagen, der auf dem Gelände einer Autowerkstatt stand (u.).