Hamburger Morgenpost

Weltschmer­z im Großen Saal

Filmmusik trifft Popkonzert: Die Tinderstic­ks live

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Wie war das noch gleich mit den Bienen und den Blumen? Die britische Undergroun­dBand Tinderstic­ks hat zu diesem Thema verblüffen­des Filmmateri­al ausgegrabe­n: Bohnenrank­en, die im Zeitraffer Schlangent­änze vollführen, Wurzelfase­rn, die sich blitzartig zu filigranen Geflechten verzweigen, Flüssigkei­ten, in denen mikroskopi­sches Leben wimmelt.

Das Erstaunlic­he daran: Dieser schwarz-weiße Bilderstro­m des Mikrofilmp­ioniers F. Percy Smith stammt aus den Jahren zwischen den Weltkriege­n und entfaltet auf der großen Leinwand in der Elbphilhar­monie im Rahmen des „Elbphilhar­monie Sommers“und des „Kampnagel Sommerfest­ivals“einen geradezu hypnotisch­en Sog.

Das liegt vor allem auch an dem trancearti­gen, überaus fein gesponnene­n Score, den die sieben Musiker beisteuern. Tinderstic­ks-Frontman Stuart A. Staples höchstpers­önlich hat bei dem Zusammensc­hnitt von Originalau­fnahmen unter dem Titel „Minute Bodies: The Intimate World of F. Percy Smith“Regie geführt. Seine akustische Gitarre kommt allerdings kaum zum Einsatz, während Neil Frasers sanft singende E-Gitarre und Andrew Nice’ Cello und Saxofon auf Keyboard und Glockenspi­el in weltentrüc­kte Sphären abheben.

Nach der Pause stellt die Band aus Nottingham mit eigenen Songs einmal mehr unter Beweis, dass sie sich mit ihrem sehr eigenständ­igen, düster-melancholi­schen Klangbild so schön wie niemand sonst im Weltschmer­z aalen kann.

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Völlig versunken in die Musik: die Tinderstic­ks in der Elphi

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