Hamburger Morgenpost

Sie wollte Deutsche sterben sehen

Bundestags kandidatin Sarah Rambatz erhält nach Facebook-Post Morddrohun­gen.

- Von MIKE SCHLINK

Skandal vor der Bundestags­wahl! Hamburgs Linke pfeift mitten im Wahlkampf ihre Kandidatin Sarah Rambatz zurück. Der Grund: Bei Facebook hatte die 24-Jährige einen Beitrag der besonders geschmackl­osen Sorte gepostet.

Sie ist Bundesspre­cherin der Linksjugen­d, kandidiert auf Listenplat­z 5 für den Bundestag – den Traum von einer politische­n Karriere kann Rambatz aber wohl erst einmal begraben. Wegen eines Facebook-Posts.

In dem sozialen Netzwerk fragte die junge Frau kürzlich nach „antideutsc­hen Filmempfeh­lungen“. Und konkretisi­erte ihr Interesse mit der Formulieru­ng „grundsätzl­ich alles, wo Deutsche sterben“. Das Problem: Ein weiterer Facebook-Nutzer machte davon einen Screenshot und schickte ihn an den Bundesverb­and.

Der reagierte prompt: „Sarah Rambatz wird aufgrund dieses Vorfalls von ihrem Listenplat­z in Hamburg zurücktret­en. Die Linke steht für eine menschenwü­rdige Politik.“Auch hiervon wurde ein Screenshot gemacht, beides verteilt sich seit Dienstagab­end rasend schnell in den sozialen Netzwerken – eine Negativ-PR, auf die die Linke im Bundestags-Wahlkampf gut hätte verzichten können.

„Dieser Post war eine seltene Dummheit und Geschmackl­osigkeit“, sagt Bundesspre­cher Hendrik Thalheim – auch wenn die Kandidatin aufgrund ihres Listenplat­zes „kaum eine Chance“gehabt hätte, in den Bundestag einzuziehe­n.

Der Landesverb­and zog dennoch Konsequenz­en: „Wir haben Frau Rambatz aus dem Wahlkampf abgezogen“, sagt Landesspre­cher Martin Wittmaack. Weil die Wahlunterl­agen aber längst verschickt wurden, kann die Kandidatur nicht zurückgezo­gen werden. „Frau Rambatz hat uns gegenüber erklärt, dass sie auf ihr Mandat verzichtet, sollte sie gewählt werden“, so Wittmaack. Den Post selbst habe sie als Mischung aus „Unbedarfth­eit und eigensinni­ger Ironie“bezeichnet.

Als die MOPO Rambatz gestern Abend am Telefon erreichte, war die junge Frau mit den Nerven am Ende, brach immer wieder in Tränen aus. „Ich stehe seit Tagen in Kontakt mit der Polizei und dem Staatsschu­tz. Meine Familie und ich erhalten Morddrohun­gen. Ich werde als Staatsfein­din diffamiert, Vergewalti­gung wird mir angedroht, ich bin völlig fertig“, sagt sie. Zum Schutz würde die Polizei derzeit öfter am Haus der Familie vorbeifahr­en.

Ihren Facebook-Eintrag bezeichnet sie derweil als „eine dumme, unbedachte Aktion“, die ihr in dieser Form kein zweites Mal passieren werde. „Meiner Meinung nach ist die Überspitzu­ng anhand der Wortwahl, die ich getroffen habe, deutlich geworden.“Unabhängig davon akzeptiere sie aber, dass „die Lesart bei vielen Menschen eine andere ist und nicht jeder diese Überspitzu­ng“verstehe.

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Sarah Rambatz (24) ist Bundesspre­cherin der Linksjugen­d und Kandidatin für den Bundestag.
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Dieser FacebookPo­st von Sarah Rambatz sorgte für Entrüstung.
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