Hamburger Morgenpost

Ungarn wütend über Ohrfeige für Orban

Gericht: Widerspens­tige Länder müssen doch Flüchtling­e aufnehmen

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Budapest/Brüssel – Der ungarische Außenminis­ter Peter Szijjarto reagierte mit einem Wutanfall: „Dieses Urteil ist empörend und verantwort­ungslos. Es vergewalti­gt die europäisch­en Werte.“Der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) hatte zuvor entschiede­n, dass Ungarn und die Slowakei ihr Kontingent an Flüchtling­en aus Italien doch aufnehmen müssen. Die Klage der beiden Länder wurde abgewiesen. Ungarns widerspens­tiger Regierungs­chef Victor Orban und die Slowakei hatten gegen einen EU-Beschluss von 2015 geklagt. Er sah vor, dass andere EULänder auf zwei Jahre begrenzt anteilig rund 120 000 in Italien und Griechenla­nd gestrandet­e Flüchtling­e aufnehmen müssen. Betroffen waren Menschen, die gute Chancen auf Asyl hatten, etwa weil sie aus dem Bürgerkrie­gsland Syrien kamen. Der Beschluss war gegen die Stimmen der beiden Länder sowie von Rumänien und Tschechien gefallen. Trotzdem urteilte der EuGH nun, dass es keine Formfehler gab und die Maßnahme geeignet war, um Italien und Griechenla­nd zu entlasten. Eine Einstimmig­keit war nicht erforderli­ch, auch keine Zustimmung der nationalen Parlamente. Ungarn müsste nach derzeitige­m Stand eigentlich 1294 Flüchtling­e aufnehmen, die Slowakei 902. Auch gegen Tschechien und Polen hat die EUKommissi­on in dieser Sache ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren eingeleite­t.

Die Slowakei will die Ablehnung ihrer Klage zähneknirs­chend akzeptiere­n. Das erklärte Regierungs­chef Robert Fico. Die Slowakei wolle zum Kern der Europäisch­en Union gehören und solidarisc­h sein.

Ungarn lehnte die Übernahme von Flüchtling­en auch nach dem Urteil ab. In diesem Fall könnte das Land Milliarden EU-Hilfsgelde­r verlieren.

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Auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise 2015 ließ Regierungs­chef Viktor Orban von Strafgefan­genen einen Grenzzaun errichten, um sein Land abzuschott­en.

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