Zehnfache Mutter ließ ihren Sohn (2) verhungern
„Ich liebe meine Kinder“, beteuert Mutter Tanja S. (40) vor Gericht
Arnsberg – Zwei Jahre alt war Anakin, als er verhungerte. Mitten in Deutschland. Seine kleine Schwester konnten die Ärzte gerade noch vor dem Hungertod retten. Jetzt steht die Mutter der beiden Kinder vor Gericht. Vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge wird Tanja S. (40) vorgeworfen.
Am Ende wog Anakin nur noch sechs Kilo, abgemagert bis auf die Knochen war der kleine Junge, als ihn seine Mutter ins Krankenhaus brachte. Zu spät. Akute Unterernährung. Einen Tag später starb der Zweijährige.
„Ich liebe meine Kinder“, beteuerte Tanja S., Mutter von neun noch lebenden Kindern, vor dem Landgericht in Arnsberg (NRW). Als sie später die Bilder von ihren beiden Kindern gesehen habe, sei sie selbst erschrocken. „Ich hätte niemals meinen Kindern etwas angetan. Ich werde mir mein Leben lang Vorwürfe machen deswegen“, sagt die schmale Frau mit gesenktem Kopf.
Anakin sei immer schon ein zierliches Kind gewesen. Er habe aber gegessen. Tanja S. zählt zunächst alles auf, was seit ihrer Jugend passiert ist. Gymnasium und Lehre abgebrochen, schwanger geworden. Der Vater des Kindes sei gewalttätig gewesen, vor allem gegenüber den Kindern. Nach dem Umzug nach Sachsen sei der Älteste zum Jugendamt gelaufen, kam letztlich in eine Wohngruppe. Die Mutter trennte sich vom neunfachen Vater, zog nach Winterberg im Hochsauerland. Das Jugendamt in Sachsen gab da noch einen Hinweis an die Kollegen in Richtung Unterernährung.
Am letzten Tag im Februar 2014 hatte Anakin alles ausgespuckt, wollte nichts essen, war nörgelig. „Am Samstag hatte er noch gespielt“, rechtfertigt sich die Mutter. Am Montag habe sie Angst bekommen, sei mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Die Tochter war zwei Monate zuvor beim Kinderarzt. Sie habe einen wunden Po gehabt und schlecht gegessen. Der Arzt habe nichts besonderes am Körperbau gesehen.
Eine Mitarbeiterin des Jugendamts war in dem Fall bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Gericht gab ihr eine Mitschuld, weil sie nicht genau genug hingeschaut habe. Die kleine Tochter lebt inzwischen in einer Pflegefamilie. Die Mutter hat mit einem anderen Mann ein weiteres Kind bekommen.