Hamburger Morgenpost

Satisfacti­on im Stadtpark

Die Rolling Stones rockten Hamburg – 82 000 Fans waren beim Mega-Konzert restlos begeistert von der größten Band der Welt. Alles über den Auftritt:

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Von TILL STOPPENHAG­EN

Um 20.30 Uhr sind Kälte und Regen vergessen: „Sympathy for the devil“– die Stones entern die feuerrot strahlende RiesenBühn­e, Uh-uh! Keith legt mit dem legendären Gitarrenso­lo los. Die größte Rockband des Universums hat ihre „No Filter“Europatour­nee gestartet – und 82 000 Fans im Stadtpark heben kollektiv ab. „It’s only Rock’nRoll and I like it“ist der zweite Song des gigantisch­sten Hamburger Rockspekta­kels aller Zeiten. Ein Jubelorkan tobt über die Festwiese, alle, wirklich alle singen mit.

„Moin Hambuuuuur­ch!“begrüßt ein bestens gelaunter Mick Jagger das Publikum, „guten Abend Deutschlan­d!“– und steigt nahtlos in den Klassiker „Tumblin Dice“ein. Dann Mick wieder auf deutsch: „Es ist großartig, nack zähn Jarren wieder in Hamburg zu spielen. Ick hoffe, ihr benehmt euch besser als die

Pink Floyd Fans!“Die hatten bei dem legendären Konzert der Band 1989 alle Absperrung­en niedergetr­ampelt und das Gelände gestürmt. Seitdem gab’s keine Konzerte mehr auf der Festwiese. Bis gestern, als Hamburgs grüne Lunge nach Jahrzehnte­n wieder zur Rock-Arena wurde. Eine Ehre für die Stones.

Die feuern die Hits ab, dazwischen selten gespielte Raritäten wie „Play with fire“von 1965 und „Dancing with Mr. D“von 1973.

Dass die Rock-Dinos die 70 schon hinter sich gelassen haben, scheint überhaupt keine Rolle zu spielen - zumindest bei Mick Jagger (74), der wie ein junger, wilder, geiler Rock-Gott über die Bühne mit den vier haushohen Bildschirm-Wänden tänzelt. Keith Richards hingegen spielt rotzig wie eh und je, bewegt sich aber kaum noch vom Fleck. Die zerfurchte Miene

wirkt bisweilen fast meditativ, wie man auf den MegaLED-Wänden sieht. Bei „Slippin’ Away“wird er plötzlich munter und darf mit ans Mikro. Mick wendet sich noch mal ans Publikum: „Es ist so großartig, wieder in Hamburg zu sein! Ein paar gute Freunde von uns aus Liverpool haben uns gesagt, dies sei ein guter Ort, um eine Karriere zu starten.“Von wegen Rivalität mit den Beatles.

Für Fan Sabine Lorath (56) ist die brodelnde Stimmung im Stadtpark keine Überraschu­ng. „Die Stones bringen's immer noch, und zwar, weil sie es mit all ihrer Kohle nicht mehr müssen. Die haben einfach immer noch Bock drauf.“Sie hat die britischen Urgesteine 1982 zum ersten Mal live gesehen, in Hannover, hat gejobbt für das Ticket, ist hingetramp­t. „Die Stones, das ist ein Lebensgefü­hl“,

erklärt sie, „meinen Sohn habe ich auch mit der Musik infiziert.“

Schon auf die Vorband Kaleo hat sie sich gefreut und tatsächlic­h wurde der Sound der Isländer von den Fans freundlich aufgenomme­n, als sie mit ihrem Retro-Rock um 19.15 Uhr auf die Bühne kamen.

Moritz Monska (23) aus Altona wurde durch seinen Vater mit 18 zum Fan und erlebt im Stadtpark sein allererste­s Stones-Konzert überhaupt – und vielleicht auch sein einziges: „Ich glaube, das ist hier meine einzige Möglichkei­t, die mal live zu sehen. Ob die noch mal kommen...?“

Vorstellen kann man sich das angesichts von Jaggers Kondition durchaus. Der gibt kurz vor Schluss bei „Start me up“und „Brown Sugar“noch mal alles. Alter, ist der fit!

Eins ist klar: Dieser Abend hat seinen Platz in der Hamburger Musikgesch­ichte sicher. Im Stadtpark wird man die größte Rockband der Welt nicht mehr sehen.

Dieser Abend hat einen Platz in der Hamburger Musikgesch­ichte sicher.

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eingebüßt: auch mit 74 Jahren nichts Hat von seinem Rockstar-Sexappeal LED-Wänden brodeln (gr. Foto). Auf riesigen Mick Jagger lässt den Stadtpark Show verfolgen (kl. Foto). können die Rock-Fans die
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 ??  ?? Gigantisch­e Bühneshow. Zum Auftakt war alles feuerrot.
Gigantisch­e Bühneshow. Zum Auftakt war alles feuerrot.

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