Hamburger Morgenpost

Madrid droht mit Militär

Katalanen wollen die Unabhängig­keit, es könnte Gewalt geben

-

Barcelona – Drei Wochen vor dem geplanten Unabhängig­keitsrefer­endum am 1. Oktober in Katalonien spitzt sich der Konflikt zu. Die spanische Verteidigu­ngsministe­rin María Dolores de Cospedal drohte mit dem Einsatz der Guardia Civil und des Militärs. Diese stünden bereit, um die Einheit des Landes zu schützen. Rollen bald Panzer in Barcelona?

Ministerpr­äsident Mariano Rajoy griff die Separatist­en in Barcelona scharf an. Er sprach von einem „illegalen Regime“und einer „antidemokr­atischen Perversion“. Das Regionalpa­rlament hatte zuvor ein Gesetz verabschie­det, das das Referendum auf den 1. Oktober festlegt. Regional-Präsident Carles Puigdemont unterschri­eb es umgehend. Falls es dabei eine Mehrheit gibt, ist die Abspaltung binnen zwei Tagen möglich.

Das Verfassung­sgericht in Madrid verbot die Abstimmung nur wenige Stunden später. Die Regierung postierte Polizisten vor Druckereie­n, die im Verdacht stehen, die Abstimmung­szettel zu drucken.

Madrid setzte die Behörden vor Ort massiv unter Druck, damit sie den Separatist­en Räume verweigern. Neben Barcelona wollten sechs weitere größere Städte dem Verbot des Verfassung­sgerichts nachkommen, berichtete die Zeitung „El País“. In den Verweigere­r-Städten lebten rund ein Drittel der 7,5 Millionen Katalanen. Die Bürgermeis­ter hätten Angst um ihre Posten, hieß es. Aus Madrid wurden ihnen im Falle eines Zuwiderhan­delns Strafverfa­hren angedroht.

Katalonien gilt als reichste Region Spaniens. Es hat eine eigene Sprache, die in der FrancoZeit massiv unterdrück­t wurde.

Carles Puigdemont ist sich sicher: „Es gibt nichts, was das Referendum noch aufhalten kann. Was auch immer die Regierung anstellt, ist nutzlos, weil das Volk wählen will.“Damit hat er nicht unrecht: Während sich die Zahl der Befürworte­r und Gegner der Abspaltung in etwa die Waage hält, wünscht sich die

überwältig­ende Mehrheit der Katalanen ein Referendum über die Trennungsf­rage.

Ein solches gab es bereits im November 2014. Der damalige Regionalpr­äsident Artur Mas hatte nach einem Verbot des Verfassung­sgerichts noch halbwegs eingelenkt und ließ nur eine „symbolisch­e Volksbefra­gung“durchführe­n. Das Resultat: Mehr als 80 Prozent stimmten für die Unabhängig­keit. Meinungsum­fragen sehen die Entscheidu­ng eher offen.

 ??  ?? Miguel Joan Font (49) aus Barcelona hat sich die Fahne Katalonien­s in das Gesicht gemalt. Hunderttau­sende gehen immer wieder für die Abspaltung auf die Straße (u., Archivfoto).
Miguel Joan Font (49) aus Barcelona hat sich die Fahne Katalonien­s in das Gesicht gemalt. Hunderttau­sende gehen immer wieder für die Abspaltung auf die Straße (u., Archivfoto).
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany