Hamburger Morgenpost

Das Monster am Horizont

Gouverneur warnt vor Katastroph­e. Forscher: So etwas kann auch Europa drohen

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Miami – „Flieht! Flieht noch rechtzeiti­g! Uns droht eine Katastroph­e, wie wir sie noch nie erlebt haben!“In einem dramatisch­en Appell rief Floridas Gouverneur Rick Scott rund 5,6 Millionen Menschen, ein Viertel der Bevölkerun­g des US-Staates, auf, sich vor Hurrikan „Irma“in Sicherheit zu bringen.

Zuerst – und am brutalsten – wird es wohl die Florida Keys treffen. Von Key West aus war das Monster schon am Horizont zu sehen. Nach jüngsten Vorhersage­n könnte das Zentrum von „Irma“dort am Sonntagmor­gen (Ortszeit) mit Windstärke­n von bis zu 250 Kilometern pro Stunde an Land treffen.

In der Nacht zu gestern hatte „Irma“an der Nordküste Kubas gewütet. Im TV waren hohe Wellen, Starkregen, umgestürzt­e Bäume und beschädigt­e Gebäude zu sehen. Berichte über Tote auf Kuba lagen nicht vor. Zehntausen­de Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Florida aber könnte es mit voller Wucht treffen. 14 000 Mitglieder der Nationalga­rde wurden in Alarmberei­tschaft gesetzt. Damit sollten Such- und Rettungsmi­ssionen sowie Evakuierun­gen unterstütz­t werden.

Noch bestehe die Chance, die Evakuierun­gszonen zu verlassen, hieß es gestern. Das Zeitfenste­r werde aber immer schmaler. „Uns läuft die Zeit davon“, so Gouverneur Scott. Doch Fliehen war gar nicht so einfach. Die Highways waren hoffnungsl­os verstopft, das Benzin wurde knapp.

Mehrere große Marineschi­ffe bereiten sich zudem auf Hilfseinsä­tze vor. Zusätzlich zu den bereits wegen Hurrikan „Harvey“mobilisier­ten Schiffen wurden die „USS Kearsarge“und die „USS Oak Hill“entsandt. Wie die Marine mitteilte, sollte sich ferner der Flugzeugtr­äger „USS Abraham Lincoln“auf den Weg in die Region machen.

Klimaexper­ten gehen davon aus, dass die Wirbelstür­me wegen der Erderwärmu­ng immer stärker werden. Bislang kamen ihre Ausläufer nur als Tiefdruckg­ebiete in Europa an. Das kann sich ändern. Der Nordatlant­ik, so Professor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung, fungiert noch als eine Art Kälte-Barriere. Wirbelstür­me verlieren über kaltem Wasser erheblich an Kraft. Das ändert sich, wenn der Nordatlant­ik, der schon jetzt immer wärmer wird, Temperatur­en von über 26 Grad erreicht. Dann könnten wir „so etwas wie eine Hurrikan-Saison auch in Europa erleben“.

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Nur weg hier! Auf den Ausfallstr­aßen kam es auch gestern wieder zu endlosen Staus.
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