Hamburger Morgenpost

Erdogan nimmt erneut „Geiseln“

Deutsches Ehepaar in Istanbul festgenomm­en

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Istanbul – Erneut ist in der Türkei ein deutsches Ehepaar türkischer Abstammung festgenomm­en worden. Das Auswärtige Amt erklärte, es gebe „konkrete Anhaltspun­kte“, dass die beiden deutschen Staatsbürg­er am Wochenende in Istanbul in Polizeigew­ahrsam genommen worden seien. Einer der beiden Betroffene­n sei mittlerwei­le wieder frei, aber mit einer Ausreisesp­erre belegt worden. Erst vor etwa zwei Wochen war ein deutsches Ehepaar mit türkischen Wurzeln am Flughafen von Antalya festgenomm­en worden. Den beiden wurden Verbindung­en zur islamische­n Gülen-Bewegung vorgeworfe­n, die von der türkischen Regierung für den Putschvers­uch im Juli 2016 verantwort­lich gemacht wird. Die beiden sind inzwischen wieder frei.

Die Festnahmen hatten die Spannungen zwischen Deutschlan­d und der Türkei weiter verschärft. „Deutsche Staatsbürg­er laufen in der Türkei Gefahr, zu Geiseln der Politik von Präsident Erdogan zu werden“, nannte der SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz das.

Zur Entschärfu­ng des deutsch-türkischen Verhältnis­ses wird nicht beitragen, dass seit dem gescheiter­ten Putschvers­uch vom Juli 2016 Hunderte türkischer Amtsträger in Deutschlan­d einen Asylantrag gestellt haben. Wie Bundesinne­nminister Thomas de Maizière gestern gegenüber der „Rhein-Zeitung“äußerte, seien darunter 250 Personen mit türkischem Diplomaten­pass und 365 sogenannte Dienstpass­inhaber. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e behandele jeden Fall „wie alle anderen auch nach Recht und Gesetz“.

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