Hamburger Morgenpost

„Wir sind eine Charakter-Mannschaft“

Freude über glückliche­n 1:0-Sieg in Nürnberg. Toller Kampf wurde belohnt. Spielerisc­h ist noch Luft nach oben

- Von St. Pauli berichtet NILS WEBER n.weber@mopo.de

Die 2. Liga spielt verrückt und der FC St. Pauli mischt munter mit. Der glückliche 1:0-Sieg in Nürnberg hat die Kiezkicker nicht nur von Platz zwölf auf Rang fünf katapultie­rt. Die Hamburger sind sogar punktgleic­h mit Platz zwei. Warum sie jetzt oben sind? Weil sie sich nicht unterkrieg­en lassen.

Ohne Sobiech, ohne Buchtmann, ohne Bouhaddouz, drei Säulen der Mannschaft, Fixpunkte, war der Kiezklub ins Frankenlan­d gereist. Mit drei Punkten im Gepäck kam die Mannschaft zurück. Was denn die Botschaft des leidenscha­ftlich erkämpften und vom Glück großzügig begünstigt­en Sieges sei, vor allem angesichts der schwierige­n Umstände, wollte die MOPO von Bernd Nehrig wissen. „Das zeigt, dass wir eine Charak- ter-Mannschaft sind“, erklärte der Kapitän und ließ die Worte wirken.

Die Erkenntnis, dass Fortuna ihre Hand im Spiel hatte, schmälert die Freude über den dritten Saisonsieg, noch dazu das dritte 1:0, nicht. Aber dieses Glück, so Trainer Olaf Janßen, sei seinen Mannen nicht einfach zugeflogen. „Wenn wir nicht so gerannt wären und das Herz auf dem Platz gelassen hätten, dann hätten wir das Glück auch nicht auf unsere Seite gezogen.“Apropos gerannt. Die Hamburger waren mit 125,4 Kilometern nicht nur sechs mehr gelaufen als die Nürnberger, sie waren auch so viel gerannt wie seit viereinhal­b Jahren nicht mehr und nach dem Abpfiff stehend k. o. – körperlich jedenfalls.

„Jeder hat den Willen, Vollgas zu geben, die letzten Körner aus sich rauszuhole­n“, sagt Abwehrchef Marc Hornschuh. Diese Einstellun­g präge nicht nur jedes Spiel, sondern auch jedes Training, betont Nehrig. „Das ist sensatione­ll.“Auch deshalb sei die Mannschaft in der Lage, schwerwieg­ende Ausfälle aufzufange­n, mit Qualität, aber mehr noch mit Mentalität. „Es gibt bei uns keine erste Elf“, so Nehrig. „Jeder ist extrem wichtig.“

Ebenso wichtig ist eine realistisc­he Einschätzu­ng der eigenen Leistung. Spielerisc­h haben die Braun-Weißen noch reichlich Luft nach oben und müssen sich deutlich steigern, wenn sie wie bisher punkten wollen. „Die Mannschaft weiß, dass wir fußballeri­sch so nicht im nächsten Spiel auftreten wollen und sollten“, stellt Janßen klar. Bei aller Freude über den Sieg mangelte es in den Reihen der Kiezkicker nicht an Selbstkrit­ik. Ein gutes Zeichen.

Matchwinne­r Waldemar Sobota hat es vorgemacht. Der Pole hatte zuvor angekündig­t, endlich treffen zu wollen – und hielt Wort! „Ich freue mich, dass ich mich für meine Arbeit belohnt habe.“

„Ich freue mich, dass ich mich für meine Arbeit belohnt habe.“Matchwinne­r Waldemar Sobota

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Die Welle in Nürnberg: St. Paulis Kapitän Bernd Nehrig (2. v. r.) und sein Team bejubeln den 1:0-Auswärtssi­eg.

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