Hamburger Morgenpost

Killer-Queen

16-Jährige vor Kampf-Debüt – Ex-Weltmeiste­r glaubt an eine große Zukunft

-

Von MIKE SCHLINK und PATRICK SUN (Fotos)

Sie lächelt oft schüchtern, ihre braunen Augen schauen gern mal verlegen zur Seite. Jenny Hakimi (16) sieht auf dem ersten Blick nicht wie eine knallharte Kämpferin aus – das täuscht! Als eines der größten Wrestling-Talente der Stadt legt sie im Training ihre Gegner reihenweis­e auf die Bretter. Jetzt steht ihr erster richtiger Kampf an.

Mit einem wilden Schrei schmeißt sie sich in die Ringseile, katapultie­rt sich nach vorne und reißt ihren Gegner von den Beinen. Rums! Der Boden vibriert, als ihr 125Kilo-Kontrahent, Trainer und Ex-Weltmeiste­r Karsten Kretschmer, auf den Boden schlägt. Mit einem triumphier­enden Grinsen schaut sie auf ihn herab, fährt sich selbstbewu­sst durchs Haar und wendet sich ab. Ist das wirklich noch das schüchtern­e Mäd- Alles eine Frage der Technik: Auch größere und schwerere Gegner kann Jenny Hakimi mit dem richtigen Griff in die zwningen. chen? „Im Ring bin ich eine andere, kann meine ganze Wut rauslassen“, sagt die junge Billstedte­rin. Seit drei Jahren trainiert sie intensiv im „Nordisch Fight Club“(NFC) in der Walddörfer­straße 332 (Wandsbek), Sonnsteigt abend dort ihr erster Kampf. Beim „Nordic Rowdys“-Wrestling-Event (Be18.30 ginn Uhr) werden ihr und vielen weiteren Wrestlern zahlreiche Fans zujubeln. Für den 1,60-Metergeht Floh es dann gegen die erfahrene KämpfeKat rin Siren (26) aus Hannover. „Sie ist größer und kräftiger, ich schneller und wendiger. Ich werde es ihr so schwer wie möglich machen“, sagt Jenny Hakimi. „Niemand sollte sie unterschät­zen“, sagt Karsten Kretschmer. Bei Profi-Boxerin Susi Kentikian (1,54 Meter groß) habe anfangs auch kaum jemand

Greift im Ring richtig an: Jenny Hakimi (16) gedacht, dass sie ihre Gegnerinne­n reihenweis­e zu Fall bringt – Weltmeiste­rin wurde und längst als „KillerQuee­n“bekannt ist.

Ein Beiname, der auch zur 16-Jährigen passen könnte. „Jenny hat das Potenzial, eine ganz Große zu werden“, ist Kretschmer überzeugt. Sein Schützling scheue vor keinem Kampf zurück – egal wie oft sie am Boden liege, sie stehe immer wieder auf. Diesen unbändigen Willen muss sie auch am Sonnabend zeigen. Neben dem Sieg geht es im Kampf in erster Linie darum, eine gute Show zu bieten, die Emotionen der Fans zu wecken. Die US-Profi-Wrestling-Liga „WWE“macht das in Perfektion, lockt seit Jahren Millionen Fans in die Stadien. „Für mich wäre es ein Traum, einmal bei den großen Wrestlern mitzumisch­en“, sagt Jenny Hakimi. Seit sie die Wrestling-Mania mal im Fernsehen sah, ist sie von dem Sport angefixt, trainiert fast jeden Tag mehrere Stunden nach der Schule. Kommt die dann nicht zu kurz?

„Nein, im Gegenteil. Der Sport hilft mir, in der Schule besser zu sein“, sagt sie. Bei Referaten sei sie früher sehr unsicher gewesen, habe oft einen hochroten Kopf bekommen: „Heute bin ich selbstbewu­sster.“Das Training hat noch etwas Gutes. Denn: Eigentlich möchte Jenny Hakimi mal Polizistin werden – vorm Sport-Eignungste­st braucht sie nun keine Angst zu haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany