Hamburger Morgenpost

Was hat der Senat zu verschweig­en?

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Keine Zeile ungeschwär­zt: Der „Rahmenbefe­hl“der Polizei – wie ihn Mitte September die Politiker bekamen. Von MIKE SCHLINK

Was die Aufarbeitu­ng der Gipfel-Krawalle betrifft, sieht Hamburgs Linksfrakt­ion schwarz. Wenige Wochen nach dem Eklat um geschwärzt­e G20-Polizei-Akten werden offenbar weiterhin zahlreiche Dokumente unkenntlic­h gemacht und entfernt. Sabotiert die Polizei etwa den G20-Ausschuss?

Davon geht zumindest Christiane Schneider (Linke) aus. Nach eigenen Angaben hat sie am Montag eine neue Fuhre mit G20-Ordnern studiert und dabei viele unleserlic­he Seiten entdeckt. „Im Ordner für den 2. Juli wurden 73 von 88 Seiten entfernt. Im Ordner für den 6. Juli waren es 60 von 87 Seiten“, so Schneider. Außerdem seien knapp 16 Seiten geschwärzt, darunter auch die Seiten zur Eskalation­sDemonstra­tion „Welcome to Hell“. Die Abgeordnet­e ist außer sich, spricht von „nackter Willkür“seitens der Polizeifüh­rung.

Und was sagt die Polizei dazu? Gegenüber der MOPO äußerte sie sich noch nicht zu den Vorwürfen.

Ärger um geschwärzt­e Akten gab es bereits vor drei Wochen. Rund 80 Mitarbeite­r des LKA wurden kurzfristi­g abkommandi­ert, um die gesamte gigantisch­e Dokumenten­sammlung für den Ausschuss aufzuberei­ten. Dabei wurden zahlreiche Seiten unkenntlic­h gemacht – darunter der sogenannte „Rahmenbefe­hl“.

Die Ausschussm­itglieder liefen Sturm gegen diesen Schritt, einige drohten sogar, den Ausschuss platzen zu lassen. Vor dem Gremium erklärte schließlic­h Innensenat­or Andy Grote (SPD), noch einmal prüfen zu lassen, ob die teils geschwärzt gelieferte­n Akten nicht doch veröffentl­icht werden könnten.

Dass Unterlagen unleserlic­h gemacht oder aus den Akten entnommen werden, begründete Grote mit der Vorsicht einzelner Beamter. „Eine Nichtvorla­ge kann noch korrigiert werden, eine Offenlegun­g dagegen nicht mehr.“

„Korrekture­n“gab es offenbar kaum. Laut Schneider, die bereits über andere Wege Einsicht in die Akten gehabt hat, sind sogar Lageinform­ationen über Auseinande­rsetzungen und Verletzung­en geschwärzt worden – also nichts, was zwingend notwendig gewesen wäre.

Antje Möller (Grüne) hat noch nicht in die neuen Akten geschaut, bezeichnet die Kommunikat­ion mit der Polizei zum Thema Schwärzung­en aber generell als „mühsam“.

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 ??  ?? Zwei Randaliere­r stehen am 7. Juli im Schanzenvi­ertel vor einer brennenden Barrikade.
Zwei Randaliere­r stehen am 7. Juli im Schanzenvi­ertel vor einer brennenden Barrikade.
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