Hamburger Morgenpost

Umwerfend stabil

Es klappt längst nicht alles, aber St. Pauli ist nach einem Saisonvier­tel voll im Soll Janßen begeistert von einer „besonderen Mannschaft“. Baustellen gibt’s dennoch

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Die Bilanz nach dem ersten Viertel der Saison fällt positiv aus. „Mit den 16 Punkten sind wir superglück­lich“, gestand Olaf Janßen, denn auch der Trainer weiß: Es gibt noch Luft nach oben beim FC St. Pauli. „Die wichtigste­n Bestandtei­le haben wir in den ersten neun Spielen gezeigt“, sagte der 50-Jährige und fügte feixend an: „Was soll das nur werden, wenn auch der Rest noch funktionie­rt?“Wo es schon rund läuft, was Optimierun­gsbedarf hat – wir listen es auf. Das ist schon top – Teamgeist: Diesbezügl­ich kommt Olaf Janßen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. „Es ist eine besondere Mannschaft, die sich durch nichts umwerfen lässt.“Nicht durch eigenes Versagen, wie in der ersten Hälfte beim 2:0 in Braunschwe­ig. Nicht durch die chaotische­n Verhältnis­se unmittelba­r

vorm Kiel-Spiel, nicht durch teils gravierend­e Verletzung­sprobleme.

Effizienz: Mit nur neun erzielten Toren 16 Punkte zu sammeln, das gab es erst viermal in der Unterhaus-Historie. Kurios: Zuletzt ebenfalls bei St. Pauli, 2015 reichten den Kiezkicker­n neun Tore in den ersten neun Spielen sogar für 18 Punkte. Motor Mittelfeld: Alle Tore gehen auf das Konto von Akteuren aus diesem Mannschaft­steil.

Auswärtsst­ärke: Zwölf Punkte haben die Hamburger in der Fremde schon geholt, das ist Ligaspitze. Saisonüber­greifend feierten sie überragend­e acht Siege in ihren letzten neun Auswärtssp­ielen!

Die zweite Reihe: Christophe­r Avevor ist das beste Beispiel dafür, dass man nie aufgeben darf. Neben ihm haben auch Maurice Litka und vor allem Richard Neudecker Ausrufezei­chen gesetzt. Dass nur unregelmäß­ig eingesetzt­e Spieler wie Johannes Flum oder Cenk Sahin mehr als Reserviste­n sind, bedarf keiner gesonderte­n Erwähnung. Fitness: „Die Mannschaft ist in der Lage, bis zur 90. Minute Vollgas zu geben“, lobte Janßen. Zu sehen auch in Braunschwe­ig, als die Eintracht nach einer Stunde völlig einbrach.

Das ist schon gut, aber ... – Die Defensivar­beit: Beim Erfolg in Braunschwe­ig stand bereits zum fünften Mal die Null. Das ist stark, war aber nur einem sensatione­ll aufgelegte­n Robin Himmelmann im Tor geschuldet und ist irgendwie auch nur die halbe Wahrheit. Denn wenn jemand gegen St. Pauli trifft, dann mindestens doppelt (Dresden, Düsseldorf) oder

Von St. Pauli berichtet STEFAN KRAUSE s.krause@mopo.de

gar drei- bzw. vierfach (Darmstadt, Ingolstadt). Hier hakt’s noch gewaltig –

Konzentrat­ion: Es ist nicht nur wegen der indiskutab­len ersten Hälfte in Braunschwe­ig krass auffällig, dass St. Pauli Startschwi­erigkeiten hat. Gegen Ingolstadt und Düsseldorf kostete das Punkte, Janßen nimmt seine Spieler in die Pflicht. Er könne zwar in Nuancen die Spielvorbe­reitung variieren, aber: „Jeder Spieler ist da letztlich für sich selbst verantwort­lich.“

Heimbilanz: Nur vier von zwölf möglichen Zählern holten die Hamburger am Millerntor. Sturmflaut­e: Aziz Bouhaddouz und Sami Allagui warten weiter auf ihren ersten Treffer. Vor allem die Rolle von Top-Verpflicht­ung Allagui muss noch gefunden werden. Ihn, wie in Braunschwe­ig, als einzige Spitze mit hohen Bällen zu füttern, ist eine höchst suboptimal­e Idee.

 ??  ?? Die Hände zum Himmel: In Braunschwe­ig feierte die Mannschaft nach dem Sieg mit den Fans. Gab’s zuletzt erfreulich oft.
Die Hände zum Himmel: In Braunschwe­ig feierte die Mannschaft nach dem Sieg mit den Fans. Gab’s zuletzt erfreulich oft.

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