Hamburger Morgenpost

Die Klassenbes­te

Tabea Alt auf Hambüchens Spuren. 17-jährige Überfliege­rin der Turn-WM?

- FTH

Seit 13 Jahren steht das Leben von Tabea Alt ganz im Zeichen des Turnens. Bei ihrer ersten WM will die 17-Jährige nun in Montréal ganz weit nach vorn kommen. Und ein Element soll ihren Namen erhalten.

Tabea Alt kann die Vergleiche mit Fabian Hambüchen kaum noch hören. „Ich mache mir gar keinen Druck. Ich will hier zeigen, wer ich bin und was ich kann“, meinte die deutsche Hoffnungst­rägerin vor ihrer WM-Premiere heute in Montréal. Dass man sie schon oft mit dem erfolgreic­hsten deutschen Turner vergleicht, ist für sie aber auch eine große Anerkennun­g.

In Sachen Ehrgeiz und Trainingsf­leiß steht die Gymnasiast­in ihrem Mentor, der sie in Marketingf­ragen berät, schon jetzt in nichts nach. Um 05.00 Uhr klingelt morgens ihr Wecker, täglich zweimal trainiert sie bis zu drei Stunden an sechs Tagen der Woche. Bei der WM im Olympic Stadium könnte sie nun den Durchbruch schaffen, nachdem sie im April bei der EM in ClujNapoca von Magen-Darm-Problemen gehandicap­t war. „Das war schrecklic­h“, erinnert sich Alt. Doch mit Platz eins in der Mehrkampf-Quali der EM und zuvor dem Sieg im GesamtWelt­cup, der ihr fast 50000 Schweizer Franken als Taschengel­d einbrachte, hatte sie ihr Potenzial schon angedeutet.

Obwohl sie sich zur Regenerati­on im Juni eine WettkampfP­ause gönnte, auf das Turnfest verzichtet­e und sich auf den Abschluss der zehnten Klasse (Notenschni­tt 1,5) konzentrie­rte, blieb für Urlaub wegen der WM-Vorbereitu­ng keine Zeit. „Aber hier zählt nicht die Schule, hier zählt nur der Sport“, weiß Alt. „Wahnsinn, in dieser RiesenAren­a turnen zu dürfen.“

Cheftraine­rin Ulla Koch hält große Stücke auf ihr Top-Talent. „Wir wollen sie ganz behutsam aufbauen“, sagt die Chefin. „Sie geht auch ganz stark damit um, dass sie schon jetzt immer mit Fabian verglichen wird. Druck kann sie sich aber nur selber machen.“

Früher war das noch ein bisschen anders. „Ich wollte immer ein bisschen zu viel“, gibt Tabea Alt zu, manchmal nicht geduldig genug gewesen zu sein. „Wir mussten sie manchmal bremsen“, erinnert sich Trainer Robert Mai. Schon im Frühjahr hatten sich Alt und ihre Coach überlegt, welche neuen Schwierigk­eiten sie in ihre Übungen einbauen wollen. Während ihre Schwebebal­kenÜbung schon Weltspitze ist und WM-Hoffnungen weckt, ging es nun am Stufenbarr­en einen gehörigen Schritt nach vorn. Zu ihrer WMÜbung gehört ein Element, das sie nun als erste Turnerin vorstellen möchte. Sollte das Durchbücke­n durch beide Arme zum unteren Holmen gelingen, gäbe es künftig im Regelwerk den „Alt“– auf ewig wäre die Ludwigsbur­gerin in der Turngeschi­chte verankert.

„Ich mach mir keinen Druck. Ich will hier zeigen, wer ich bin.“Tabea Alt

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Grazil ohne Ende: Ihre Übung auf dem Schwebebal­ken ist schon Weltklasse. Das will Tabea Alt in Montréal zeigen.

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