Der Herzensbrecher des Rock’n’Roll
Mit Tom Petty (†66) starb ein Stück Musikgeschichte
Er verkaufte mit seiner Band The Heartbreakers rund 80 Millionen Tonträger weltweit, das Magazin „Rolling Stone“zählte ihn zu den 100 größten Rockstars aller Zeiten: Tom Petty wurde in vier Jahrzehnten Musikkarriere zur lebenden Legende. Nun hat das Herz des großen „Herzensbrechers“des Rock ’n’ Roll aufgehört zu schlagen. Die RockWelt trauert. „Schwer zu glauben, dass du weg bist“, twitterte Bryan Adams fassungslos. „Er war ein lebenslanger Rock’n’Roller mit Musik im Blut“, schrieb Alice Cooper. Es gebe kaum jemanden, der in der Musikbranche solchen Respekt genießt wie Petty. „Unerträglich“, fand Sheryl Crow den Tod eines „großen Musik-Helden“an jenem Tag, an dem auch das Massaker in Las Vegas verübt wurde.
Gerade erst hatte der 66-Jährige sich selbst zum 40-jährigen Jubiläum eine Welttournee geschenkt – eine Abschiedsrunde sollte es sein. Aber mit der Musik aufhören wollte Petty noch lange nicht. Für November waren noch Solo-Konzerte in New York angesagt. Ein Vollblutmusiker bis zum
Schluss. Doch am Sonntag erlitt Petty in seinem Haus in Malibu einen Herzinfarkt, nur wenige Tage nach dem umjubelten Tournee-Abschluss in Los Angeles. Rettungskräfte brachten ihn ins Krankenhaus. Da keine Hirnaktivitäten mehr festgestellt werden konnten, wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen am Montag eingestellt.
Ob mit den „Heartbreakers“, gemeinsam mit anderen Superstars wie Bob Dylan, George Harrison, Ringo Starr und Roy Orbison oder solo – Tom Petty war ein Ausnahmetalent. Songs wie „American Girl“, „Free Fallin’“, „Learning To Fly“oder „I Won’t Back Down“sind längst Klassiker.
Pettys Karriere fing an, als der damals Zehnjährige aus Florida einem jungen Mann vorgestellt wurde – Elvis Presley. „Er sah unwirklich aus, als würde er hell strahlen“, erinnerte sich Petty viele Jahre später in einem Interview. Faszinierend, geradezu spirituell sei Elvis mit seiner Entourage gewesen. „Es war wie eine Prozession in der Kirche. Eine Schlange weißer Cadillacs und Mohair-Anzüge.“Dann sah der junge Petty auch noch die Beatles im Fernsehen – und sein Berufswunsch war klar.
Nach der Schule ging er noch kurz auf ein College, aber dann begann er, Bands zu gründen. Mit Tom Petty & The Heartbreakers feierte er ab den 70er Jahren Erfolge, erst in
„Er war ein lebenslanger Rock’n’Roller mit Musik im Blut.“Alice Cooper über Tom Petty
Europa, dann auch im Heimatland. In den 80ern gehörten Petty und die Heartbreakers zu den festen Größen im amerikanischen Musikgeschäft und spielten mit Grateful Dead und anderen Rocklegenden zusammen.
Dann kamen die Traveling Wilburys, eine sogenannte Superband bestehend aus Mitgliedern, die schon vorher Stars waren: George Harrison, Roy Orbison, Jeff Lynne von ELO, Bob Dylan und Tom Petty. Die fünf Musiklegenden legten ein erfolgreiches Debüt vor, doch dann starb überraschend Roy Orbison. Die übrigen vier machten noch eine zweite Platte, dann war Schluss. Immer wieder wurde über ein neues Projekt gemunkelt, doch die letzte Hoffnung starb 2001 mit Harrison. Ein Stück Musikgeschichte waren die Wilburys da längst.
An die Rocker-Rente dachte Petty, der zum zweiten Mal verheiratet war und aus erster Ehe zwei Töchter hatte, zwar noch lange nicht. Aber vom Tour-Leben wollte er sich verabschieden, wie er zuvor dem „Rolling Stone“gesagt hatte: „Ich denke, es wird meine letzte Reise durchs Land sein. Wir sind ja alle weit über 60. Ich habe jetzt eine Enkeltochter, die ich so viel wie möglich sehen möchte. Ich möchte mein Leben nicht auf Reisen verbringen.“