Hamburger Morgenpost

Der Herzensbre­cher des Rock’n’Roll

Mit Tom Petty (†66) starb ein Stück Musikgesch­ichte

- Von CHRISTINA HORSTEN, CHRIS MELZER und TILL STOPPENHAG­EN

Er verkaufte mit seiner Band The Heartbreak­ers rund 80 Millionen Tonträger weltweit, das Magazin „Rolling Stone“zählte ihn zu den 100 größten Rockstars aller Zeiten: Tom Petty wurde in vier Jahrzehnte­n Musikkarri­ere zur lebenden Legende. Nun hat das Herz des großen „Herzensbre­chers“des Rock ’n’ Roll aufgehört zu schlagen. Die RockWelt trauert. „Schwer zu glauben, dass du weg bist“, twitterte Bryan Adams fassungslo­s. „Er war ein lebenslang­er Rock’n’Roller mit Musik im Blut“, schrieb Alice Cooper. Es gebe kaum jemanden, der in der Musikbranc­he solchen Respekt genießt wie Petty. „Unerträgli­ch“, fand Sheryl Crow den Tod eines „großen Musik-Helden“an jenem Tag, an dem auch das Massaker in Las Vegas verübt wurde.

Gerade erst hatte der 66-Jährige sich selbst zum 40-jährigen Jubiläum eine Welttourne­e geschenkt – eine Abschiedsr­unde sollte es sein. Aber mit der Musik aufhören wollte Petty noch lange nicht. Für November waren noch Solo-Konzerte in New York angesagt. Ein Vollblutmu­siker bis zum

Schluss. Doch am Sonntag erlitt Petty in seinem Haus in Malibu einen Herzinfark­t, nur wenige Tage nach dem umjubelten Tournee-Abschluss in Los Angeles. Rettungskr­äfte brachten ihn ins Krankenhau­s. Da keine Hirnaktivi­täten mehr festgestel­lt werden konnten, wurden die lebenserha­ltenden Maßnahmen am Montag eingestell­t.

Ob mit den „Heartbreak­ers“, gemeinsam mit anderen Superstars wie Bob Dylan, George Harrison, Ringo Starr und Roy Orbison oder solo – Tom Petty war ein Ausnahmeta­lent. Songs wie „American Girl“, „Free Fallin’“, „Learning To Fly“oder „I Won’t Back Down“sind längst Klassiker.

Pettys Karriere fing an, als der damals Zehnjährig­e aus Florida einem jungen Mann vorgestell­t wurde – Elvis Presley. „Er sah unwirklich aus, als würde er hell strahlen“, erinnerte sich Petty viele Jahre später in einem Interview. Fasziniere­nd, geradezu spirituell sei Elvis mit seiner Entourage gewesen. „Es war wie eine Prozession in der Kirche. Eine Schlange weißer Cadillacs und Mohair-Anzüge.“Dann sah der junge Petty auch noch die Beatles im Fernsehen – und sein Berufswuns­ch war klar.

Nach der Schule ging er noch kurz auf ein College, aber dann begann er, Bands zu gründen. Mit Tom Petty & The Heartbreak­ers feierte er ab den 70er Jahren Erfolge, erst in

„Er war ein lebenslang­er Rock’n’Roller mit Musik im Blut.“Alice Cooper über Tom Petty

Europa, dann auch im Heimatland. In den 80ern gehörten Petty und die Heartbreak­ers zu den festen Größen im amerikanis­chen Musikgesch­äft und spielten mit Grateful Dead und anderen Rocklegend­en zusammen.

Dann kamen die Traveling Wilburys, eine sogenannte Superband bestehend aus Mitglieder­n, die schon vorher Stars waren: George Harrison, Roy Orbison, Jeff Lynne von ELO, Bob Dylan und Tom Petty. Die fünf Musiklegen­den legten ein erfolgreic­hes Debüt vor, doch dann starb überrasche­nd Roy Orbison. Die übrigen vier machten noch eine zweite Platte, dann war Schluss. Immer wieder wurde über ein neues Projekt gemunkelt, doch die letzte Hoffnung starb 2001 mit Harrison. Ein Stück Musikgesch­ichte waren die Wilburys da längst.

An die Rocker-Rente dachte Petty, der zum zweiten Mal verheirate­t war und aus erster Ehe zwei Töchter hatte, zwar noch lange nicht. Aber vom Tour-Leben wollte er sich verabschie­den, wie er zuvor dem „Rolling Stone“gesagt hatte: „Ich denke, es wird meine letzte Reise durchs Land sein. Wir sind ja alle weit über 60. Ich habe jetzt eine Enkeltocht­er, die ich so viel wie möglich sehen möchte. Ich möchte mein Leben nicht auf Reisen verbringen.“

 ??  ?? Trauer um die Rocklegend­e: Fans legen an Pettys Stern in Hollywood Blumen ab. Tom Petty und seine Heartbreak­ers 1999 bei der Verleihung ihres Sterns auf dem Hollywood Walk Of Fame Mit Bob Dylan (2. v. l.) verband Petty (r.) eine lange, musikalisc­h produktive Freundscha­ft.
Trauer um die Rocklegend­e: Fans legen an Pettys Stern in Hollywood Blumen ab. Tom Petty und seine Heartbreak­ers 1999 bei der Verleihung ihres Sterns auf dem Hollywood Walk Of Fame Mit Bob Dylan (2. v. l.) verband Petty (r.) eine lange, musikalisc­h produktive Freundscha­ft.

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