Hamburger Morgenpost

St. Paulis letzter SexRegisse­ur ist tot

Jeff Pierron (✝68) inszeniert­e das Treiben im „Safari“. SHOW AUF DEM KIEZ

- Von NINA GESSNER

Sex als Show – das konnte keiner so wie er. Jeff Pierron war einer der berühmtest­en Kiez-Regisseure aller Zeiten. Jetzt ist der Ex-„Safari“-Boss im Alter von 68 Jahren gestorben. Und auf St. Pauli stand das Treiben gestern für einen Moment lang still.

Sein Akzent war legendär. Selbst wenn Jeff Pierron „seinen“Stadtteil St. Pauli beim Namen nannte, war seine französisc­he Herkunft nicht zu überhören. „Das ist keine Koketterie. Ich bin einfach zu faul“, sagte er einst im MOPOInterv­iew. Und das obwohl Pierron zwei Drittel seines Lebens in der Hansestadt verbrachte!

In die Wiege gelegt wurde Pierron, der eigentlich Jean-François hieß, das Milieu-Leben beileibe nicht. Geboren wurde er 1952 im Pariser Vorort Saint-Denis. Mit einem Unternehme­r als Vater und einer Sekretärin als Mutter genoss er eine gutbürgerl­iche Kindheit, ging nach dem Abi an einer Pariser Privatschu­le sogar an die Universitä­t. „Ich sollte Anwalt werden“, verriet er einmal. Doch an der Staatsoper, wo Pierron als Statist jobbte, fühlte er sich viel wohler. Dass er schwul war, davon ahnten seine Eltern damals nichts.

1970 sagte er der Uni Adieu und startete ins Show-Geschäft: Bei einem französisc­hen Tourismusu­nternehmen

gestaltete er die Abende in den Urlaubsres­orts.

So lernte er auf Martinique Renate Durand kennen, Ehefrau des Hamburger „Salambo“Chefs René. Sie holte ihn in die Hansestadt, wo er die schmuddeli­gen KiezShows mit Chic versah.

1976 übernahm Pierron die künstleris­che Leitung des „Safari“. Seinen Auftrag nahm er wörtlich: Er sah sich als Künstler, der das Thema Sex ästhetisch statt primitiv in den Shows verarbeite­te. Mit Erfolg: Stars wie Mick Jagger, Shirley McLaine, die Red Hot Chili Peppers oder James Last gehörten zu den Gästen.

Erst das Internet mit seinen uferlosen Sex-Angeboten machte Pierrons Lebensinha­lt zunichte: Das „Safari“musste 2013 schließen – ein Schock, von dem der Kiez-Regisseur sich nie mehr erholte. In der Nacht zu gestern starb er nach kurzer schwerer Krankheit bei sich zu Hause.

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 ??  ?? Eine der letzten Kiez-Legenden: Jeff Pierron machte das „Safari“einst zum Sex-Club mit Stil. Jetzt ist er gestorben.
Eine der letzten Kiez-Legenden: Jeff Pierron machte das „Safari“einst zum Sex-Club mit Stil. Jetzt ist er gestorben.
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2013 schloss das „Safari“. Der Schriftzug ist noch immer da.

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