Das ist die Zukunft unserer Fernwärme
Waltershof Stadt testet erfolgreich einen Wärmespeicher. Kohlekraftwerk Wedel soll vom Netz
Von MIKE SCHLINK
Die Energierevolution kann beginnen! Im Rahmen des neuen Fernwärmekonzepts hat die Stadt erfolgreich einen unterirdischen Wärmespeicher getestet. Die Folge: Das veraltete Kohlekraftwerk Wedel könnte bald Geschichte sein.
Schon länger plant Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), das Kraftwerk bis 2021 ganz oder teilweise stillzulegen und durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Bislang fehlten aber die Alternativen – immerhin versorgt das Kraftwerk 120 000 Haushalte im Hamburger Westen mit Fernwärme. Dabei wird die Abwärme des Kraftwerks genutzt, um das Wasser im Fernwärme-Netz zu erhitzen.
Seit einem Jahr plant die Stadt nun, dieses Netz zu revolutionieren und mehrere bereits vorhandene Wärmequellen an das Fernwärmenetz anzuschließen – etwa das Klärwerk Dradenau und die Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm. Da die Abwärme das ganze Jahr vorhanden ist, jedoch nur in der Heizperiode im Winter benötigt wird, will die Stadt sie langfristig speichern. Hunderte Meter unter der Erde.
Dort gibt es – umgeben von Salzstöcken und wasserundurchlässigen Tonschichten – wasserführende Schichten, die als Trinkwasserquelle unbrauchbar sind. Für die Wärmespeicherung sind sie jedoch ideal.
Seit August hat Hamburg Wasser einen sogenannten „Aquiferspeicher“getestet – und ein positives Fazit gezogen. „Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Technologie im großen Maßstab umgesetzt werden kann“, sagte Geschäftsführer Michael Beckereit. Im „kleinen Maßstab“wurden bislang am Klärwerk Dradenau zwei Brunnen gebohrt. Aus dem einen wird kaltes Wasser entnommen, an der Oberfläche durch Industrie-Abwärme erhitzt und andernorts zurück unter die Erde gepumpt.
Bei Bedarf wird das warme Wasser wieder an die Oberfläche befördert. „Erfreulich sind die geringen Wärmeverluste. Diese liegen im Mittel bei 12 Prozent“, so Beckereit. Die Entnahmetemperatur liegt bei 65 Grad. Das Wasser muss noch mal erhitzt werden, da das Fernwärmenetz bis zu 130 Grad heiß ist. Aber: Kaltes Wasser würde dafür mehr Energie benötigen. Mit sechs Doppelbrunnen (Kosten: je eine halbe Million Euro) könnten 8000 Haushalte mit Fernwärme beliefert werden. Daher sollen als Wedel-Ersatz weitere Energiequellen erschlossen werden. Im Dezember will Kerstan bekannt geben, was zum Einsatz kommt.