Hamburger Morgenpost

Der Flaschenwe­rfer mit der weißen Weste

Berhem Ü. soll 15 Buddeln auf Polizisten geschmisse­n und einen Taxifahrer verprügelt haben

- Von NINA GESSNER

Er soll 15 Glasflasch­en auf Polizisten geworfen haben: Seit gestern steht Berhem Ü. vor dem Hamburger Amtsgerich­t. Dem 24-jährigen Deutschen werden schwerer Landfriede­nsbruch, versuchte gefährlich­e Körperverl­etzung und der tätliche Angriff auf Vollstreck­ungsbeamte während des G20Gipfels vorgeworfe­n.

Berhem Ü. hat sich schick gemacht für den Prozess. In blütenweiß­em Hemd nimmt der seit drei Monaten in UHaft sitzende Angeklagte im Gerichtssa­al Platz. Mit unbewegter Miene lauscht er der Staatsanwä­ltin, die Szenen aus der Nacht vom 8. auf den 9. Juli beschreibt: Wie Berhem Ü. während des G20Gipfels andere Demonstran­ten auffordert­e, „die Bullen anzugreife­n“. Wie er an verschiede­nen Ecken in der Schanze auftauchte, um „mit erhebliche­r Wucht“Flaschen auf die Polizisten zu werfen. Wie er schließlic­h eine gelbe Mülltonne zur Barrikade umfunktion­ierte und vergeblich versuchte, sie zu entzünden. Die Anklage stützt sich dabei im Wesentlich­en auf Video-Aufnahmen der Polizei.

Die Staatsanwä­ltin klagte Ü. wegen eines weiteren Vorfalls an, der sich am 19. März auf der Reeperbahn zugetragen haben soll: Ü. soll einen Taxifahrer geschlagen und getreten haben, als der Ü. und dessen Freunde aus dem Taxi geworfen hatte – aus Sorge, jemand könnte sich übergeben.

Der Verteidige­r beantragte die Aussetzung des Verfahrens, da die Staatsanwä­ltin zu Prozessbeg­inn neues Video-Beweismate­rial der Polizei vorlegte, das nun gesichtet werden müsse. Darüber hinaus wies der Anwalt darauf hin, dass auch aus den bisherigen Aufnahmen nicht erkennbar sei, warum es sich bei der maskierten Person um den Angeklagte­n handeln soll – zumal die Bilder mehrere Personen mit gleicher Kleidung (Sturmhaube, schwarze Hose mit hellem Seitenstre­ifen) zeigten. Außerdem ist der angebliche Berhem Ü. auf den Bildern mal mit einer Sturmhaube zu sehen, die nur an den Augen Löcher hat, mal mit einer, die auch am Mund eine Öffnung hat. „Es liegt nahe, dass es sich hier um zwei verschiede­ne Personen handelt“, so der Anwalt. Das Gericht unterbrach das Verfahren. Fortsetzun­g am 25. Oktober.

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Der Angeklagte: Berhem Ü. (24) gestern im Gerichtssa­al Wer waren die G20Randali­erer? Das versuchen die Gerichte in Hamburg in diversen Prozessen derzeit zu klären.
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