Der Kult-Barkeeper packt aus
Uwe Christiansen: Wilde Nächte, VIPs – und was ihm am Kiez richtig stinkt
Sein „Christansen’s“ist legendär. Was sich hier auf St. Pauli in den vergangenen 20 Jahren abspielte, wäre einen Spielfilm wert. Diese Woche feiert Uwe Christiansen den runden Geburtstag seiner Kult-Bar. Schon die Eckdaten beeindrucken: mehr als 300 neu entwickelte Drinks, 350 000 Kilo Eiswürfel verbraucht, mehr als 30 Mal von verschiedenen Institutionen zur „Bar des Jahres“gewählt, lediglich zwei Gäste rausgeworfen, ein Mal überfallen. „Hier wird’s nie langweilig“, sagt der Chef lachend.
Dabei begann alles mit einer Schnapsidee: Als Barchef in „Angie’s Nightclub“wurde ihm der Laden am Pinnasberg angeboten. Zwei Nächte grübeln, ein Telefonat mit seinem Bruder, der als Bankdirektor arbeitet – dann schlug Uwe zu, machte aus dem Ex-„Knickerbocker“ein Cocktail-Paradies.
Wie überlebt man 20 Jahre Bar ohne Leberprobleme? „Ich habe Kollegen abstürzen sehen. Gastronomen, die morgens einen Gin Tonic brauchten, um ruhige Finger zu kriegen. Weil ich nie Alkoholiker werden wollte, gab es von Anfang an die Devise: Keine Drinks im Dienst!“
Selbst bei Verkostungen genießt der 57-Jährige Whiskey und Co. nur schlückchenweise. Wenn der preisgekrönte Experte bei Spirituosen-Wettbewerben in der Jury sitzt, wird die Flüssigkeit über die Zunge gegurgelt und ausgespuckt. „Nach so einem Abend bin ich trotzdem angetütert“, so der Barkeeper, der am liebsten Mineralwasser schlürft.
Zum Cocktail-König wurde Christiansen, weil er die hochprozentigen Drinks in Gedanken schmecken kann. „Ich muss nicht probieren, um zu wissen, ob ein Schuss Champagner reingehört.“ Auch in Sachen Gäste hat er ein Händchen für die perfekte „Mische“. Bei Promis ist sein Lokal beliebt. Politiker, Sportler, Schauspieler trudeln öfter mal ein. Dirk Nowitzki war ebenso da wie etliche HSV-Kicker. Udo Lindenberg trinkt nicht nur den Ei-
erlikör, den Uwe kreiert hat, der Rockstar malt damit auch seine Bilder. Hollywood-Star Bai Ling ist eine gute Freundin, hat ihren eigenen Cocktail, der exotisch nach Litschi schmeckt.
Legendär die wilden Abende diverser HeavyMetal-Stars. „Wenn eine dieser Bands in Hamburg spielt, fahren sie oft mit ihrem Tourbus vor. Die harten Jungs bestellen meist süße Cocktails mit viel Sahne und bringen Groupies mit.“
Apropos Frauen: Wie ist es bei Christiansen ums Privatleben bestellt? „Ich bin Single. Meine Arbeitszeiten sind Gift für Beziehungen. Wenn andere ins Bett gehen, stehe ich hinterm Tresen. Welche Partnerin macht das mit? Ich bin eben mit meinem Job verheiratet ...“
Und ein Sorgenkind hat Uwe auch: den Kiez! „Die Kioske verkaufen Billigfusel, die Leute pissen uns den Stadtteil voll. Das ist prollig. Dieser Ballermann-Tourismus stinkt mir gewaltig und muss ein Ende haben.“