Darauf ’nen Champagner
Tolle Sänger und viel Schampus bei Opern-Premiere
Neptun nörgelt, weil Jupiter zu nachsichtig mit den Menschen ist. Jupiter dagegen findet Neptuns Strenge unangebracht. An der festlich gedeckten Tafel raufen die Yuppie-Götter sich wieder zusammen – und verfolgen in Willy Deckers Inszenierung von Monteverdis „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“champagnerschlürfend die „Heimkehr des Odysseus“.
Nach dem Sieg über Troja und einer zehnjährigen Irrfahrt steht Odysseus’ schwerster Kampf noch bevor: In seiner Heimat wird Gattin Penelope von Freiern bedrängt, die die Wartende mit männlichem Posiergehabe und „I love P“-T-Shirts umtänzeln. Um seine Konkurrenten aus dem Weg zu räumen, verkleidet der Heimgekehrte sich als Bettler und schießt nicht nur Liebespfeile ab ...
Der Entschluss der Staatsoper, zum 450. Geburtstag des Komponisten die Zürcher Produktion nach Hamburg zu holen, wird mit langem Premierenjubel belohnt. Der gilt vor allem Tenor Kurt Streit und Altistin Sara Mingardo, die – stimmlich bestens aufgestellt – in den führenden Partien begeistern, sowie Deckers konzentrierter Personenregie auf leerer Drehbühne. Unter der Leitung von Václav Luks entlocken die tschechischen Gast-Musiker vom Collegium 1704 ihren historischen Instrumenten viele Farben, aber wenig Feuer. Staatsoper: 1./4./7./9./11.11., je 19 Uhr, 6-119 Euro, Tel. 35 68 68