Hamburger Morgenpost

Vor Langeoog droht Katastroph­e: 22 Seeleute und mehrere Hundert Tonnen Öl sind noch an Bord

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Langeoog

– Die meisten Trümmer sind beseitigt, die Bäume von den Bahnstreck­en entfernt – doch das tödliche Sturmtief „Herwart“wirkt nach. Vor Langeoog sitzt ein Frachter fest – mit 22 Mann Besatzung und mehreren Hundert Tonnen Öl an Bord.

Die Bergung eines gestrandet­en Frachters vor der Nordsee-Insel Langeoog (Niedersach­sen) gestaltet sich schwierig: Experten beraten stundenlan­g darüber, wie und wann das Schiff von der Sandbank befreit werden könnte.

Ein Mechaniker versucht, die Ruderanlag­e der 225 Meter langen „Glory Amsterdam“zu reparieren. Diese sei blockiert, was die Bergung erschwere, sagt ein Sprecher. Ansonsten weise das Schiff jedoch keine erkennbare­n Schäden auf.

Der Schüttgutf­rachter hatte sich im Sturm in der Deutschen Bucht losgerisse­n und war auf eine Sandbank vor der Insel getrieben. Eine für Montagaben­d geplante Bergung mussten die Experten verschiebe­n, weil die Wassertief­e selbst bei Hochwasser dafür nicht ausreichte.

Fischer befürchten eine Umweltkata­strophe im Wattenmeer. Die „Glory Amsterdam“ hat mehrere Hundert Tonnen Treibstoff und Marinedies­el im Tank. Ein Ölüberwach­ungsflugze­ug hat bisher noch keine auslaufend­en Schadstoff­e entdeckt. Die Besatzung ist weiter an Bord. Den 22 Seeleuten geht es nach Angaben des Havariekom­mandos gut.

Auch anderswo hatte des Sturmtief „Herwart“dramatisch­e Folgen: Mindestens vier Menschen starben allein in Deutschlan­d. Am Sonntag ertrank ein Camper aus Nordrhein-Westfalen in der Sturmflut an der Nordsee. Die „Glory Amsterdam“ist voll besetzt und beladen. Fischer befürchten, Treibstoff könnte aus dem Schiff fließen und das Meer verseuchen. Versuche, den Frachter freizuschl­eppen, sind angelaufen. Ein Jäger (61) aus dem Emsland wurde in Mecklenbur­g-Vorpommern unter einem umgestürzt­en Hochsitz tot aufgefunde­n. Ebenfalls in Mecklenbur­g-Vorpommern kamen zwei Menschen ums Leben, die trotz Sturmwarnu­ng mit einem Motorboot auf den aufgewühlt­en Peenestrom hinausgefa­hren und gekentert waren. Die Suche nach dem dritten Bootsinsas­sen blieb zunächst erfolglos.

In Tschechien kamen drei Menschen im Sturm ums Leben. Sie wurden von umstürzend­en Bäumen erschlagen. In Polen tötete der Sturm mindestens zwei Menschen.

Auf der ostfriesis­chen Insel Wangerooge riss die Sturmflut ein großes Stück des Badestrand­es weg – über Nacht entstand dort eine mehrere Meter hohe Steilküste.

Außerdem richteten umstürzend­e Bäume hohen Schaden an, doch der Bahnverkeh­r läuft fast überall wieder wie gewohnt.

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Der 225 Meter lange Frachter „Glory Amsterdam“ist vor Langeoog (Niedersach­sen) auf Grund gelaufen.
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