Hamburger Morgenpost

„Ich habe Männer immer geliebt“

Missbrauch­svorwürfe und Coming-out: Netflix stellt „House of Cards“ein

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LosAngeles – Der Skandal um Harvey Weinstein zieht weite Kreise in Hollywood und es war wohl klar, dass nicht nur Frauen die Opfer von mächtigen Entscheide­rn und Stars waren. Am vergangene­n Sonntag erklärte der Schauspiel­er Anthony Rapp – aktuell zu sehen in der Serie „Star Trek Discovery“– als 14-Jähriger von Kevin Spacey grob sexuell bedrängt worden zu sein.

Rapp sei 1986 in New York von dem damals 26-jährigen Spacey auf eine Party eingeladen worden; irgendwann sei ihm langweilig geworden und er habe in Spaceys Schlafzimm­er ferngesehe­n. Doch dann waren alle Gäste fort und der ältere Kollege habe ihn wohl betrunken angefasst und verführen wollen. Er habe flüchten können, erklärte Anthony Rapp.

Daraufhin postete Spacey, OscarGewin­ner für „Die üblichen Verdächtig­en“ (1997) und „American Beauty“(2000), eine Stellungna­hme. Er könne sich an den geschilder­ten Vorfall nicht erinnern, das sei ja „über 30 Jahre her“, schrieb Spacey, aber sollte er sich tatsächlic­h betrunken derart verhalten haben, könne er sich nur in aller Form entschuldi­gen.

Doch Spacey machte es nur noch schlimmer. Im selben Text erklärte er, er habe in der Vergangenh­eit zwar Beziehunge­n zu Frauen wie Männern gehabt, sich aber jetzt entschiede­n, als homosexuel­ler Mann zu leben. „Ich möchte damit offen und ehrlich umgehen“, schloss Spacey seinen Beitrag ab.

Den sexuellen Übergriff trunkenen „Ausrutsche­r“zu Spacey als Frank Underwood in „House of Cards“ zum machen, war für viele zu viel. Nicht nur die LGBT-Organisati­on GLAAD fand deutliche Worte: „Coming-outGeschic­hten dürfen nicht dafür benutzt werden, von Anschuldig­ungen sexueller Übergriffe abzulenken“, erklärte Präsidenti­n Sarah Kate Ellis. Nun hat Netflix erklärt, im kommenden Jahr die sechste und letzte Staffel von „House of Cards“zu zeigen, bei der Spaceys intrigante­r Politiker Frank Underwood der Star ist. Spaceys älterer Bruder beschreibt die Anschuldig­ungen gegen den 58-Jährigen als „verstörend“. Ihre Kindheit sei von väterliche­r Grausamkei­t geprägt gewesen, habe Spacey „zu einer leeren Hülle“werden lassen.

Fowler Randall

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