Vom Flüchtling zum TV-Star
Altamasch Noors Geschichte:
Einzig ihr Leben und das Wenige, was sie am Leib trugen. Mehr hatten Altamasch Noor (27), seine Eltern und die zwei Geschwistern nicht, als sie auf einem Wohnschiff für Flüchtlinge in Övelgönne untergebracht wurden.
Neun Jahre war er damals alt. Hinter ihm lag ein wochenlanger Trip mit Schleuserbanden über den Iran durch Europa. Gefährliche Fahrten, versteckt unter Lkw-Planen, nächtliche Waldmärsche, in denen kein Mucks geredet werden durfte. An all das erinnert er sich. Die Zukunft des Jungen und seiner Familie, die in Kabul nicht bleiben konnte, weil der Vater die Taliban bekämpft hatte und bei der deren Machtergreifung er in Lebensgefahr geriet: ungewiss.
Heute steht Altamasch im Rampenlicht, wird als Star gefeiert. Im Kinohit „Bibi und Tina“spielte er ebenso eine große Rolle wie in der TV-Serie „Die Pfefferkörner“. Im „Barcelona Krimi“heute im Ersten (20.15 Uhr) gerät er ins Visier der Ermittler… Spannend wird’s nicht allein durchs Drehbuch. Altamasch ist einer dieser Darsteller, die an den Bildschirm fesseln.
Er spielt so intensiv, dass man ahnt: Der Kerl lässt beim Schauspielern all das raus, was er einst durchmachen musste. „Ich schöpfe beim Drehen tatsächlich aus meinen Erfahrungen“, sagt der Bergedorfer.
Glücksgefühle kommen ihm, wenn er daran denkt, wie er, kaum waren sie in Hamburg angekommen, ein Michael-Jackson-Konzert im Fernsehen gucken konnte. Das erste NutellaBrot bleibt unvergessen. Aber auch die Angst, die er in der Asylunterkunft vor Dealern und Aggressionen hatte. Dass eine Karriere vor der Kamera ein ernsthafter Job ist, war ihm damals noch nicht klar. Er lacht. „In Afghanistan gibt es drei Berufe, die sich Eltern für ihre Kinder wünschen: Pilot, Arzt oder Ingenieur.“Als Altamasch ein Stipendium von einer Schauspielschule bekam, weil sein Realschullehrer ihn aufgrund seines Talents zum Schnupperkurs geschickt hatte, reagierten Mama und Papa Noor irritiert. Inzwischen platzen sie fast vor Stolz: Ihr Sohn auf der großen Leinwand, da werden Filmpremieren zum Familienfest. Altamasch, der inzwichen zum Christentum konvertiert und mit einer Hamburgerin verheiratet ist, will ich nicht auf seinem Erfolg ausruhen. „In Schauspielkuren zeige ich jungen Flüchtlingen, wie sie ihre Emotionen ausleben können. Wut, Traurigkeit – ich weiß ja, wie es ihnen geht. Und ich bin dankbar, hier zu sein. Hätten meine Eltern sich nicht auf den Weg gemacht, wäre ich vielleicht schon tot.“