Der irre für den guten Zweck
Benny Adrion (36) will 550 Kilometer durch Afrika laufen. Es geht um Trinkwasser
Von MIKE SCHLINK
Leitungswasser zum Trinken, Kochen und Waschen, dazu eine funktionierende Klo-Spülung. In Deutschland kann sich kaum jemand vorstellen, wie es ist, darauf verzichten zu müssen. In Afrika ist Wasserarmut hingegen oft bitterer Alltag. Die Organisation „Viva con Agua“(VcA) will das ändern – und plant einen irren Wüsten-Trip für den guten Zweck!
„Das ist vielleicht die verrückteste Idee, auf die wir uns je eingelassen haben“, sagt VcAGründer und Ex-St.-Pauli-Profi Benjamin Adrion (36). Ab morgen werden er und sein Team 550 Kilometer durch Afrika touren – zu Fuß!
Los geht’s in Kigali (Ruanda). Von dort laufen die Teilnehmer weitestgehend fernab jeglicher Straßen und Wege nach Kampala (Uganda). Durch die „Water!Walk“-Aktion wollen die Läufer auf die Bedeutung von sauberem Trinkwasser aufmerksam machen. Ziel ist es, für zwei Wasser-Projekte in Uganda und Ruanda 30 000 Euro an Spenden zusammenzubekommen.
Seit der Gründung 2006 setzt sich „Viva con Agua“dafür ein, dass Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Den haben rund 2,1 Milliarden Menschen – also fast ein Drittel der Weltbevölkerung – nämlich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Unicef nicht. In Uganda muss fast jeder Zweite verunreinigtes Wasser trinken. Damit das einmal ein Ende hat, gibt es seit diesem Jahr einen VcA-Ableger in dem afrikanischen Land.
„Bei der Reise geht es uns nicht darum, dass ein paar Weiße nach Afrika gehen und sich dort als Retter aufspielen“, sagt Adrion. Es gehe vielmehr darum, die Bevölkerung vor Ort anzustoßen, sich selbst zu helfen – etwa durch den Auf au eines Netzwerks und Vermittlung von Knowhow. „Die Menschen dort haben viel Potenzial“, sagt der 36-Jährige.
Seit Monaten organisieren er und sein Team den AfrikaTrip: Visa mussten beantragt, Proviant rationiert und Medikamente und technische Geräte eingepackt werden. Und zwar für die ganze Crew. Damit die rund 40 internationalen Teilnehmer nicht unter dem Ausrüstungs-Gewicht zusammenbrechen, begleiten mehrere Fahrzeuge die Wüsten-Expedition.
Wer jetzt an eine heiße Sahara-Safari denkt, der irrt jedoch. „Vor Kurzem haben wir erfahren, dass wir mitten zur Regenzeit dort unterwegs sind. Das hatten wir so nicht geplant“, sagt Adrion und lacht.
Der Regen dürfte für die Lauf-Gruppe eher lebenswichtig als lästig werden. Mehr als drei Wochen wird der „Wassermarsch“dauern – die eigene Wasserversorgung wird dann zur größten Herausforderung.
Rund 300 Liter benötigt die Gruppe pro Tag. Einen Großteil wird sie mit Wasserfiltern erst auf ereiten müssen. Das übernimmt die Begleitcrew – genauso wie das Kochen. Reis, Kartoffeln und Hühnchen stehen fast täglich auf dem Speiseplan.
Bei Lagerfeuer-Romantik und mit Musik-, Kunst- und Sportaktionen will die Laufgruppe zudem Kontakte vor Ort knüpfen. Wer wissen möchte, ob das gelingt, kann den Marsch auf der Homepage von Viva con Agua (www.vivacona ua.or ) oder auf dem Instagram-Account von Benny Adrion verfolgen. Dort gibt’s auch Spenden-Infos.