Polter-Geist schockt St. Pauli
Kiezklub verliert durch Kopfball-Tor in der Nachspielzeit. Allagui wird „klarer Elfer“verweigert
Es gibt Spiele, die tun richtig weh. Nicht nur körperlich. Sie sind Folter für die Sportlerseele. Der FC St. Pauli hat nicht nur das Spitzenspiel bei Union Berlin unverdient in letzter Minute mit 0:1 (0:0) verloren, sondern auch noch den Anschluss an das Spitzentrio der Liga. Sie hatten Pech – und mal wieder selbst Schuld.
Die Spieler – tief enttäuscht. Der Sportchef – angefressen. Der Trainer – absolut bedient. Die Fans – konsterniert.
„Das ist ein Spiel, das richtig weh tut“, bekannte Olaf Janßen nach der bitteren Niederlage vor 22 012 Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei. „Wir werden mit Schmerzen nach Hause fahren.“
Das Tor von Berlins Torjäger Sebastian Polter in der Nachspielzeit (90+2), der zuvor keinen Stich gegen die Hintermannschaft der über 90 Minuten bärenstarken Hamburger gesehen hatte, war ein selbiger ins braun-weiße Herz.
Besonders bitter: Der Kopfball-Treffer nach einem Freistoß, bei dem die Hamburger Raumdeckung spielten und keiner nah genug beim gefürchteten „Polter-Geist“war, war das vierte Gegentor nach einer Standardsituation im vierten Spiel hintereinander – und zum vierten Mal kostet das Punkte. Der Rückstand auf Platz drei beträgt jetzt schon sechs Zähler.
Sauer waren die Hamburger auch auf Schiedsrichter Dankert, der den Berlinern vor dem Gegentreffer einen Freistoß zugesprochen hatte, nachdem Unions Abwehrkante Leistner im Duell mit Bouhaddouz nahe der Seitenauslinie allzu leicht zu Boden gegangen war. „Da ist der Schiedsrichter auf etwas hereingefallen“, kritisierte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver.
Auch die Gelbe Karte für Sami Allagui für eine angebliche Schwalbe erhitzten die Gemüter. Der Stürmer zog im Strafraum im Sprint an Keeper Busk vorbei, ging zu Boden. Die TVBilder zeigen einen leichten Kontakt. „Er berührt mich, ich hacke mich dann selbst um, aber der erste Kontakt kommt von ihm“, so Allagui. „Für mich war das ein klarer Elfer.“
Apropos Allagui. Der WahlBerliner und ehemalige Herthaner hätte im Stadion seines früheren Erzrivalen zum Helden werden können. In der 60. Minute hatte er die Mega-Chance, scheiterte aber aus kurzer Distanz an Busk. Sekunden später köpfte er an die Latte – und nahm das niederschmetternde Endergebnis auf seine Kappe.
„Die Tablette muss ich schlucken. Ich muss das Tor machen“, zeigte er sich selbstkritisch. „Es tut mir leid, dass ich nicht getroffen habe.“
Und so lautete der letzte Satz von Janßens Spielanalyse dann auch treffend: „Wir müssen uns ans eigene Näschen packen.“