Hamburger Morgenpost

Schön behämmert

KINO „Thor: Tag der Entscheidu­ng“. Krachige Komödie voller Dialogwitz und Slapstick

- Christoph Petersen

Bei seiner Rückkehr nach Asgard muss Thor (Chris Hemsworth) feststelle­n, dass sein verschlage­ner Bruder Loki (Tom Hiddleston) Göttervate­r Odin (Anthony Hopkins) inzwischen in ein New Yorker Altenheim verfrachte­t hat. Dafür taucht die rachsüchti­ge Hela (Cate Blanchett) auf. Während sich die Todesgötti­n daranmacht, Asgard und alle anderen Welten zu erobern oder zu zerstören, landet Thor unfreiwill­ig auf dem Müllplanet­en Sakaar. Dort muss er für den Grandmaste­r (Jeff Goldblum) als Gladiator in der Arena antreten, wo er auf einen grünen alten Bekannten trifft …

Im englischen Original trägt der dritte „Thor“-Solofilm den Unheil verkündend­en Untertitel „Ragnarok“(der Begriff aus der nordischen Mythologie steht für den Untergang der Götter und der Welt). Dazu drang während der Produktion schon früh nach draußen, dass sogar die Verantwort­lichen bei Marvel selbst Angst hätten, dass der Film womöglich zu düster werden KONZERT DIE MOPOBEWERT­UNG könnte. Aber entweder wurde die Öffentlich­keit hier ganz geschickt an der Nase herumgefüh­rt oder der Film wurde später noch einmal völlig neu ausgericht­et: Jedenfalls ist der Streifen von „5 Zimmer Küche Sarg“-Regisseur Taika Waititi nun eine einzige selbstiron­ische Sketchpara­de und der bisher lustigste Marvel-Film überhaupt. Hier nimmt niemand auch nur irgendetwa­s ernst – ein Ansatz, der dem Publikum 131 extrem kurzweilig­e Minuten beschert, zugleich aber so seine Probleme mit sich bringt. Der grüne Bekannte ist natürlich der Hulk (Mark Ruffalo) – und als Thor ihm plötzlich in der Arena bei einem Kampf auf Leben und Tod gegenübers­teht, quittiert der Donnergott die Situation mit dem Ausruf: „Wir kennen uns, er ist ein Freund aus der Arbeit.“Das ist der Humor des Films, zusammenge­fasst in einer Pointe: Eine dramatisch­e Situation spitzt sich zu – und wird dann durch die unpassende Bemerkung oder Geste einer Figur ironisch gebrochen. Das macht ComedySpez­ialist Waititi im Film wieder und wieder und wieder – und weil man beim 50. Mal genauso laut lacht wie beim ersten Mal, macht er es offensicht­lich auch gut. Aber so viel Selbstiron­ie hat auch seine Schattense­ite: Wenn schon die Macher selbst die Dramatik der Geschichte nicht ernst nehmen, dann wird es auch das Publikum nicht tun. Deshalb bleibt zum einen Oscarpreis­trägerin Cate Blanchett trotz sichtliche­r Freude am Bösesein hinter ihren Möglichkei­ten zurück – in einem ernsthafte­ren Comic-Blockbuste­r hätte es die Todesgötti­n tatsächlic­h zu einem unvergessl­ichen Bösewicht bringen können. Zum anderen entwickelt auch das große Finale nach all dem Rumgeblöde­l keine rechte Dramatik mehr. So ist „Thor 3“eine verdammt kurzweilig­e Superhelde­n-Gaudi mit einigen erzähleris­chen Schwächen.

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Unverhofft­es Wiedersehe­n: Thor (Chris Hemsworth, l.) und Hulk (Mark Ruffalo)
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Die Indie-Rock-Band Intergalac­tic Lovers

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