SchnapsFirma verhöhnt Werber
Kreative empört über Spruch. Was die Macher zur Kritik sagen:
„Früher gab es hier ehrliche Arbeiter. Jetzt gibt es Werber“steht auf einem Reklame-Plakat für den Kräuterbitter „Fernet Branca“. Es hängt mitten in Ottensen, der neuen Hamburger Marketing-Hochburg – Provokation pur. Ausgerechnet die Werber sind jetzt empört.
Besonders pikant: Das Plakat prangt an einer Hauswand an der Bahrenfelder Straße (Ottensen) – in unmittelbarer Nähe zum Werbegiganten WPP (Scholz&Friends u.a.), der im Frühjahr dieses Jahres gegen großen Widerstand der Anwohner in einen Neubau an der benachbarten Friedensallee gezogen war.
Raphael Brinkert, Geschäftsführer der Agentur Jung von Matt/Sports, hat auch deswegen Beschwerde beim Werberat eingereicht. „Dieses Plakat, ausgerechnet in der Umgebung, wo es etliche Diskussionen gab, ist schlichtweg eine Frechheit“, schreibt er auf Facebook.
„Humor ist erlaubt, Wortwitz gewollt“, erklärt Brinkert gegenüber der MOPO. Aber das Plakat gehe zu weit und schade dem Berufsstand.
Benedikt Holtap- pels, Chef der Agentur GGH Mullen Lowe, hatte den Zwist mit einem Foto der „Fernet“-Botschaft ursprünglich angestoßen. „Hängt den Scheiß ab“, forderte er im Netz.
Entworfen hat das Plakat die Hamburger Mediaagentur Pilot im Auftrag des Kräuterschnaps-Herstellers. Die Beschuldigten reagierten entspannt auf die harsche Kritik der Kollegen. „Die Kampagne hat innerhalb kürzester Zeit für überraschend starke Reaktionen im Social Web gesorgt. Wir freuen uns über den starken Buzz – schließlich ist die Kampagne resonanzgetrieben und will mit einem humorvollen und kreativen Augenzwinkern durchaus auch provozieren“, teilte PilotGeschäftsführer Wolf Ehrhardt mit.