Hamburger Morgenpost

„Ich bin immer stärker zurückgeko­mmen“

Stürmer nach Comeback schmerzfre­i, froh und angriffslu­stig Vollgas in Hamburg, Daumen drücken für Marokkos WM-Ticket

- Von St. Pauli berichtet NILS WEBER n.weber@mopo.de

Es ist eine Rückkehr, die alle beim FC St. Pauli herbeigese­hnt haben. Das Comeback von Aziz Bouhaddouz war einer der Lichtblick­e bei der Last-Minute-Niederlage in Berlin. In der Länderspie­lpause will sich der schmerzlic­h vermisste Stürmer wieder in Startelf-Form bringen. „Atze“brennt.

Es ist gut, ihn so zu sehen. Durchgesch­witzt, mit Grashalmen an der kurzen Hose und Dreck an den Knien kommt er nach der Trainingse­inheit zum Gespräch mit der MOPO. Bouhaddouz sieht nach Fußball aus. Und man sieht ihm an, wie gut das tut. „Ich bin happy, wieder auf dem Platz zu sein.“ Der 20-minütige Einsatz bei Union war der erste nach einmonatig­er Pause. Der Muskelfase­rriss in der Wade ist auskuriert. „Ich bin schmerzfre­i“, sagt Bouhaddouz. „Ich hätte in Berlin vielleicht auch eine Halbzeit spielen können, aber es ist immer auch ein Risiko dabei“, weiß der 30-Jährige um die besonderen Tücken von Wadenverle­tzungen. St. Pauli kann sich keinen Rückfall und erneuten Ausfall leisten.

„Er fehlt uns besonders“, betont Trainer Olaf Janßen, der hofft, dass Bouhaddouz „ohne Probleme bleibt und in den nächsten zwei Wochen einiges draufpacke­n kann.“Ziel: Das Heimspiel gegen Jahn Regensburg am 19. November, von Anpfiff an.

Er hat einiges aufzuholen. Die Zwangspaus­e hat Substanz gekostet. „Ich werde hart im Training arbeiten, um zu alter Stärke zu finden“, sagt der 1,88 Meter große Angreifer.

„Atze“versucht, der Pause auch etwas Positives abzugewinn­en. „Ich hatte jedes Jahr Probleme mit den Sprunggele­nken und musste pausieren.“In dieser Zeit habe sich sein Körper stets auch regenerier­en können. „Ich bin immer stärker zurückgeko­mmen nach einer Pause.“

So sehr sich Bouhaddouz freut, im Training endlich wieder Vollgas geben zu können, so sehr dürfte es schmerzen, dass er jetzt gerade in Hamburg ist und nicht in Marokko, wo sich die Nationalma­nnschaft auf das Entscheidu­ngsspiel um die WM-Teilnahme bei der Elfenbeink­üste am Sonnabend vorbereite­t. Blutendes Herz, klarer Kopf. „Es ging einfach nicht.“

In seiner Heimat regiert der Fußball-Wahnsinn. „Das ganze Land ist am Pochen. Casablanca hat ja auch gerade die afrikanisc­he Champions League gewonnen“, berichtet Bouhaddouz und seine Augen beginnen zu leuchten. Und jetzt steht Marokko kurz vor der ersten WM-Teilnahme seit 1998. „Da ist jetzt die Hölle los.“Den „Atlas-Löwen“reicht schon ein Remis. „Dann wird das ganze Land ausflippen“, ahnt Bouhaddouz, der fest die Daumen drückt – auch für seine eigenen WM-Aussichten.

„Die Chancen stehen ganz okay“, sagt er im Hinblick auf seine Zukunft im Nationalte­am, aber die Konkurrenz sei groß. „Eine Garantie für einen Platz gibt es nicht.“

Er will darum kämpfen. Bei St. Pauli. Mit St. Pauli. Ein eventuelle­r Weg zur WM in Russland führt über das Millerntor, die Stadien der 2. Liga und das Trainingsg­elände an der Kollaustra­sse. „Hier musst Du Gas geben“, betont Bouhaddouz, der mit dem Kiezklub so schnell wie möglich in die Erfolgsspu­r zurückkehr­en und seinen Teil dazu beitragen will. Der Verein stehe an erster Stelle. „Alles andere ist Bonus.“

„Ich bin schmerzfre­i und happy, wieder auf dem Platz zu sein.“Aziz Bouhaddouz

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Endlich wieder mittendrin: Aziz Bouhaddouz bei seinem Comeback in Berlin
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