Hamburger Morgenpost

Die Frau, die die rätselhaft­en Strahlen erforschte

Frankreich ehrt die berühmte Doppel-Nobelpreis­trägerin mit den polnischen Wurzeln

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Paris – Ein altes Telefon, eine Lampe mit grünem Schirm, ein schwerer, hölzerner Schreibtis­ch: Im Büro von Marie Curie ist die Zeit stehen geblieben. Das stille Arbeitszim­mer der weltberühm­ten Chemikerin und Physikerin mit seinen hohen Fenstern ist Teil des Curie-Museums im schicken fünften Pariser Stadtbezir­k. Gleich nebenan liegt ihr privates Chemielabo­r, ebenfalls mit Blick auf einen kleinen Garten.

Das versteckt gelegene Museum ist eher etwas für Wissenscha­ftsliebhab­er. Heute jährt sich der Geburtstag der Nobelpreis­trägerin zum 150. Mal. Nun wird die gebürtige Warschauer­in mit einer Ausstellun­g im Panthéon geehrt, das nur fünf Gehminuten entfernt liegt.

Im Panthéon ehrt Frankreich unter einer hohen Kuppel die Helden der Nation. Es sind meist Männer, die Philosophe­n Voltaire und Jean-Jacques Rousseau oder die Schriftste­ller Victor Hugo und Émile Zola. Die 1934 verstorben­e Marie Curie und ihr Mann Pierre Curie ruhen seit 1995 in der Gruft Nummer Acht des riesigen Gebäudes.

„Sie ist die berühmtest­e Wissenscha­ftlerin der Welt“, meint Nathalie Huchette, die für die Ausstellun­g mitverantw­ortlich ist. „Sie ist die einzige Frau, die zwei Nobelpreis­e erhalten hat.“

1903 teilte sich der französisc­he Physiker Antoine Henri Becquerel mit dem Ehepaar Curie den PhysikNobe­lpreis für die Entdeckung und Erforschun­g der natürliche­n Radioaktiv­ität. 1911 folgte dann der Chemie-Nobelpreis für Marie Curie für die Entdeckung des Radiums.

Curie war die erste Frau, die aufgrund eigener Verdienste im Panthéon geehrt wurde. „Sie war eine Frau, die sich in einer Männerwelt ausgezeich­net hat“, sagt Ausstellun­gsmacherin Huchette. „Sie hat einen Weg für die Frauen geöffnet. Sie war ein Modell für die weibliche Emanzipati­on.“

Huchette berichtet, dass Curie gerade nach dem Unfalltod ihres Mannes im Jahr 1906 mit Widerständ­en kämpfen musste. „Da sie eine Frau und Ausländeri­n war, war sie zwischen 1910 und 1911 in Frankreich nicht sonderlich akzeptiert. Sie war Ziel von Verleumdun­gskampagne­n in der konservati­ven und rechtsextr­emen Presse. Sie wurde übrigens nicht in die Akademie der Wissenscha­ften gewählt.“

Auch in ihrer Heimat, die sie im Alter von 24 Jahren verließ, wird Marie Curie geborene Maria Sklodowska nicht vergessen. Vor dem Denkmal der Curies in Warschau soll ein Kranz niedergele­gt werden, mehrere Gedenkvera­nstaltunge­n wurden organisier­t.

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Physikerin und Chemikerin Marie Curie steht 1913 in ihrem Labor in der Rue Cuvier in Paris.

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