Wegen der Stones: Razzia im Bezirksamt
Staatsanwalt greift im Ticket-Skandal durch:
Staatsanwälte und Polizisten schlugen zeitgleich im Bezirksamt Nord und beim Konzertveranstalter FKP Scorpio am Fischmarkt zu: Razzia nach der Affäre um 100 Freikarten für das Stones“-Konzert am 9. September im Stadtpark!
„Bestechlichkeit“– so lautet nach MOPO-Informationen der Vorwurf gegen Bezirksamtsmitarbeiter. Auch gegen Amtsleiter Harald Rösler? Das war gestern noch unklar. Die Staatsanwaltschaft machte dazu keine Angaben.
Die Ermittler rückten gestern früh kurz nach Öffnung der Büros im Bezirksamt an der Kümmellstraße (Eppendorf ) an. Die Durchsuchung dauerte bis zum frühen Nachmittag. Die Ermittler stellten Unterlagen sicher und überprüften Computer.
Ziel der Aktion war es, die komplette Liste aller Behörden-Mitarbeiter zu sichern, die Freikarten für das begehrte Konzert erhalten hatten. Die Karten waren nach MOPO-Informationen von Harald Rösler an „bewährte“Kollegen verteilt worden.
Die Vergabe der deutschlandweit begehrten Karten (auf dem Schwarzmarkt wurden für sie teils mehr als 800 Euro gezahlt) durch das Amt erfolgte im Mai. Sollte damit die Genehmigungspraxis des zuständigen Bezirksamts Nord für das Mega-Event (82000 Besucher) vier Monate später „vereinfacht“werden? Dieser Vorwurf steht im Raum. Neben den Beamten und BehördenAngestellten erhielten auch Bezirkspolitiker die Karten. Einige, so die Grünen, lehnten ebenso wie einzelne Beamte die Annahme der Karten ab.
Absender der Freikarten war das Unternehmen FKP Scorpio an der Großen Elbstraße. Auch dort rückten die Anti-Korruptions-Ermittler von Staatsanwaltschaft und Polizei gestern an und stellten Unterlagen sicher. Hier lautet der Vorwurf „Bestechung“. Das Unternehmen verweigerte gestern jede Stellungnahme.
Allen Beteiligten droht nun eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Die Beamten und Behörden-Angestellten müssen außerdem damit rechnen, nach einem Disziplinarverfahren aus dem Amt entfernt zu werden.
Behördeninterne Regelungen verbieten strikt die Annahme von Geschenken. Das Höchste, was Beamte annehmen dürfen, ist eine Tasse Kaffee oder ein Kugelschreiber. Ob die Betroffenen eine „Ausnahmegenehmigung“schützt, die Bezirksamtsleiter Rösler ihnen gegeben haben soll, ist fraglich.
Harald Rösler ist zurzeit wegen Bandscheibenbeschwerden krankgeschrieben.