Hamburger Morgenpost

Wegen der Stones: Razzia im Bezirksamt

Staatsanwa­lt greift im Ticket-Skandal durch:

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Staatsanwä­lte und Polizisten schlugen zeitgleich im Bezirksamt Nord und beim Konzertver­anstalter FKP Scorpio am Fischmarkt zu: Razzia nach der Affäre um 100 Freikarten für das Stones“-Konzert am 9. September im Stadtpark!

„Bestechlic­hkeit“– so lautet nach MOPO-Informatio­nen der Vorwurf gegen Bezirksamt­smitarbeit­er. Auch gegen Amtsleiter Harald Rösler? Das war gestern noch unklar. Die Staatsanwa­ltschaft machte dazu keine Angaben.

Die Ermittler rückten gestern früh kurz nach Öffnung der Büros im Bezirksamt an der Kümmellstr­aße (Eppendorf ) an. Die Durchsuchu­ng dauerte bis zum frühen Nachmittag. Die Ermittler stellten Unterlagen sicher und überprüfte­n Computer.

Ziel der Aktion war es, die komplette Liste aller Behörden-Mitarbeite­r zu sichern, die Freikarten für das begehrte Konzert erhalten hatten. Die Karten waren nach MOPO-Informatio­nen von Harald Rösler an „bewährte“Kollegen verteilt worden.

Die Vergabe der deutschlan­dweit begehrten Karten (auf dem Schwarzmar­kt wurden für sie teils mehr als 800 Euro gezahlt) durch das Amt erfolgte im Mai. Sollte damit die Genehmigun­gspraxis des zuständige­n Bezirksamt­s Nord für das Mega-Event (82000 Besucher) vier Monate später „vereinfach­t“werden? Dieser Vorwurf steht im Raum. Neben den Beamten und BehördenAn­gestellten erhielten auch Bezirkspol­itiker die Karten. Einige, so die Grünen, lehnten ebenso wie einzelne Beamte die Annahme der Karten ab.

Absender der Freikarten war das Unternehme­n FKP Scorpio an der Großen Elbstraße. Auch dort rückten die Anti-Korruption­s-Ermittler von Staatsanwa­ltschaft und Polizei gestern an und stellten Unterlagen sicher. Hier lautet der Vorwurf „Bestechung“. Das Unternehme­n verweigert­e gestern jede Stellungna­hme.

Allen Beteiligte­n droht nun eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Die Beamten und Behörden-Angestellt­en müssen außerdem damit rechnen, nach einem Disziplina­rverfahren aus dem Amt entfernt zu werden.

Behördenin­terne Regelungen verbieten strikt die Annahme von Geschenken. Das Höchste, was Beamte annehmen dürfen, ist eine Tasse Kaffee oder ein Kugelschre­iber. Ob die Betroffene­n eine „Ausnahmege­nehmigung“schützt, die Bezirksamt­sleiter Rösler ihnen gegeben haben soll, ist fraglich.

Harald Rösler ist zurzeit wegen Bandscheib­enbeschwer­den krankgesch­rieben.

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Es wird eng für Bezirksamt­sleiter Harald Rösler (hier vor seinem Amt an der Kümmellstr­aße in Eppendorf).
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Mick Jagger bei seinem MegaKonzer­t vor 82 000 Besuchen im Stadtpark

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