Hamburger Morgenpost

Hilfe, die Speicherst­adt bröckelt!

Stadt will in den Fleeten bis zu einen Meter Sand aufschütte­n, um die Fundamente zu schützen. Barkassen-Kapitäne fürchten um ihr Geschäft

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

Rissige Wände, brüchige Kaimauern: Der Zahn der Zeit hat an der 120 Jahre alten Speicherst­adt seine Spuren hinterlass­en. Das Fundament des Weltkultur­erbes muss dringend saniert werden. Doch die Pläne erregen den Zorn der Barkassen-Kapitäne.

Grund für die entstanden­en Schäden ist laut der städtische­n Projekt-Realisieru­ngsgesells­chaft ReGe unter anderem der höhere Wasserdruc­k infolge des sich seit Jahrzehnte­n verändernd­en Tidehubs. Aber auch bakteriell­e Abbauproze­sse setzen den Mauern stark zu.

Eine behördenüb­ergreifend­e Projektgru­ppe beschäftig­t sich seit einem Jahr mit der Frage, wie man die alten Gebäude für die Zukunft standsiche­r machen kann. Dabei wurde die Idee entwickelt, Sand aufzuschüt­ten, um die Fleetsohle um bis zu einen Meter anzuheben.

Genau dagegen laufen die Barkassen-Kapitäne Sturm. „Ein Unding“, schimpft Abicht-Geschäftsf­ührer Nico Berg. Durch den Sand werde die Wassertief­e in den Fleeten verkleiner­t. „Dadurch verringert sich unser Zeitfenste­r, um in die Speicherst­adt zu fahren.“Je nach Gezeitenla­ge sei die Einfahrt für die Touristenb­oote dann gar nicht mehr möglich.

Gregor Mogi vom Barkassen-Unternehme­n Gregors weist darauf hin, dass Ebbe und Flut schon jetzt regelmäßig zu Verspülung­en in der Elbe führen. „Der Sand bliebt ja nicht liegen!“Binnen weniger Stunden könnten sich Sandbänke bilden, an denen die Schiffe auf Grund laufen könnten. „Da bringe ich doch meine Fahrgäste in Gefahr!“, so Mogi.

Die zuständige Finanzbehö­rde wiegelt ab. „Es ist doch noch gar nichts entschiede­n“, so der Sprecher. Die Sand-Aufschüttu­ng sei nur eine von zehn verschiede­nen Möglichkei­ten, zu denen auch zusätzlich­e Stützpfähl­e und Spundwände zählten.

Gregor Mogi, der auch Vorstand des Hafenschif­f- fahrtsverb­ands ist, wittert darin eine Verschleie­rungstakti­k: „Uns wurde von der Behörde in einer Sitzung Anfang Oktober nur diese eine Variante vorgestell­t.“Tatsächlic­h findet sich in dem behördlich­en „Entwicklun­gskonzept Speicherst­adt“, das der MOPO vorliegt, der Satz: „Vorgestell­t wird die Planungsva­riante Rückverank­erung, Bodenausta­usch, Sohlanhebu­ng um max. 1 m. Diese Variante wurde behördenüb­ergreifend als ggf. konsensfäh­ige Variante verifizier­t.“

Gregor Mogi ist empört: „Einerseits will man die Elbe vertiefen, anderersei­ts Sand reinschmei­ßen. Das ist doch widersinni­g.“

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 ??  ?? Die Kaimauern der historisch­en Speicherst­adt müssen dringend saniert werden. Die BarkassenK­apitäne befürchten, dass sie dann nicht mehr durch die Fleete kommen.
Die Kaimauern der historisch­en Speicherst­adt müssen dringend saniert werden. Die BarkassenK­apitäne befürchten, dass sie dann nicht mehr durch die Fleete kommen.
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„Gefahr für meine Fahrgäste“: Barkassen-Kapitän Gregor Mogi
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