Hilfe, die Speicherstadt bröckelt!
Stadt will in den Fleeten bis zu einen Meter Sand aufschütten, um die Fundamente zu schützen. Barkassen-Kapitäne fürchten um ihr Geschäft
Rissige Wände, brüchige Kaimauern: Der Zahn der Zeit hat an der 120 Jahre alten Speicherstadt seine Spuren hinterlassen. Das Fundament des Weltkulturerbes muss dringend saniert werden. Doch die Pläne erregen den Zorn der Barkassen-Kapitäne.
Grund für die entstandenen Schäden ist laut der städtischen Projekt-Realisierungsgesellschaft ReGe unter anderem der höhere Wasserdruck infolge des sich seit Jahrzehnten verändernden Tidehubs. Aber auch bakterielle Abbauprozesse setzen den Mauern stark zu.
Eine behördenübergreifende Projektgruppe beschäftigt sich seit einem Jahr mit der Frage, wie man die alten Gebäude für die Zukunft standsicher machen kann. Dabei wurde die Idee entwickelt, Sand aufzuschütten, um die Fleetsohle um bis zu einen Meter anzuheben.
Genau dagegen laufen die Barkassen-Kapitäne Sturm. „Ein Unding“, schimpft Abicht-Geschäftsführer Nico Berg. Durch den Sand werde die Wassertiefe in den Fleeten verkleinert. „Dadurch verringert sich unser Zeitfenster, um in die Speicherstadt zu fahren.“Je nach Gezeitenlage sei die Einfahrt für die Touristenboote dann gar nicht mehr möglich.
Gregor Mogi vom Barkassen-Unternehmen Gregors weist darauf hin, dass Ebbe und Flut schon jetzt regelmäßig zu Verspülungen in der Elbe führen. „Der Sand bliebt ja nicht liegen!“Binnen weniger Stunden könnten sich Sandbänke bilden, an denen die Schiffe auf Grund laufen könnten. „Da bringe ich doch meine Fahrgäste in Gefahr!“, so Mogi.
Die zuständige Finanzbehörde wiegelt ab. „Es ist doch noch gar nichts entschieden“, so der Sprecher. Die Sand-Aufschüttung sei nur eine von zehn verschiedenen Möglichkeiten, zu denen auch zusätzliche Stützpfähle und Spundwände zählten.
Gregor Mogi, der auch Vorstand des Hafenschiff- fahrtsverbands ist, wittert darin eine Verschleierungstaktik: „Uns wurde von der Behörde in einer Sitzung Anfang Oktober nur diese eine Variante vorgestellt.“Tatsächlich findet sich in dem behördlichen „Entwicklungskonzept Speicherstadt“, das der MOPO vorliegt, der Satz: „Vorgestellt wird die Planungsvariante Rückverankerung, Bodenaustausch, Sohlanhebung um max. 1 m. Diese Variante wurde behördenübergreifend als ggf. konsensfähige Variante verifiziert.“
Gregor Mogi ist empört: „Einerseits will man die Elbe vertiefen, andererseits Sand reinschmeißen. Das ist doch widersinnig.“