Hier wird ein falscher Polizist enttarnt
Polizei zerschlägt Bande, die Rentner ausplünderte
Ercan S. zappelte herum, versuchte sich in Horn wütend aus dem harten Griff des „echten“Polizisten zu befreien. Doch es half alles nichts – nun sitzt der „falsche Polizist“in Haft. Zusammen mit drei Komplizen soll der 29-Jährige mit der bekannten Masche versucht haben, mindestens acht Senioren auszuplündern.
Mehr als 1800 Mal haben Täter in diesem Jahr in Hamburg schon Senioren angerufen. Die Masche ist immer gleich. Unter einer falschen Amtsnummer meldet sich ein „Kriminalkommissar“und schildert dramatisch, dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei. Dann fragt er nach den Wertsachen des Opfers und kündigt den Besuch eines „Kollegen“an. Der würde die Sachen „in Sicherheit“bringen, bevor die Einbrecher auch in die Wohnung der Angerufenen kommen.
Genauso sollen laut Polizei im aktuellen Fall Ercan S. und seine drei Mittäter (21-24) agiert haben. Die angerufenen alten Menschen (74-90) leben in Hamburg, Dannenberg (Niedersachsen) und im Landkreis Stade. Doch nur in einem Fall, in Sasel, gelangte das Betrüger-Quartett an Beute. Die war mit mehr als 10 000 Euro allerdings erheblich. Schließlich kam die Kripo den Tätern auf die Spur. Gestern um acht Uhr wurden Haftbefehle in Billstedt und Horn vollstreckt. Die Polizisten stellten Handys und Computer sicher.
In der Wohnung von Ercan S. am Audorfring (Horn) fanden die Ermittler außerdem 100 Gramm Ecstasy, 50 Gramm Amphetamine, 40 Gramm Marihuana und zehn Gramm Kokain. Sie stießen auch auf ein „Grow-Zelt“, Beleuchtungsund Belüftungsgeräte. Diese Gerätschaften werden zur Aufzucht von MarihuanaPf anzen verwendet.
Die Hamburger Polizei verfolgt die Betrugs- und Diebstahlsdelikte, bei denen Senioren Opfer werden, mit Sorge. Seit 2015 ist die Zahl der Fälle explodiert. Während einer Aktionswoche haben Beamte aktuell auf Wochenmärkten und in Seniorenheimen über „falsche Polizisten“aufgeklärt. Zudem wurden 60 Haspa-Mitarbeiter geschult. Sie sollen aufmerksam sein, wenn ältere Kunden hohe Beträge vom Konto abheben wollen. In Gesprächen sollen die Banker dann klären, ob es damit seine Ordnung hat oder ob draußen vor der Filiale schon ein „falscher Polizist“wartet und das Geld in Empfang nehmen will.