Hamburger Morgenpost

HSV verteidigt „Papa“

- VOM HSV BERICHTEN SIMON BRAASCH UND FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Ist er nun wirklich einer der ganz bösen Buben? Ein Simulant, ein Scharlatan? Oder besitzt der HSV mit Kyriakos Papadopoul­os einfach einen der letzten überragend­en Typen der Liga? Fest steht: In Hamburg wird „Papa“verehrt. Und von Mario Gomez verabscheu­t.

Er wäre am liebsten gar nicht mehr gegangen. Als alle anderen Spieler beider Klubs schon längst in ihren Kabinen verschwund­en waren, stand Gomez noch immer in der Mixed Zone und sprach über sein Lieblingst­hema:

Papadopoul­os. „Jeder kennt ihn, er gibt gern den sterbenden Schwan“, echauffier­te sich Wolfsburgs Angreifer. „Man trifft ihn am Bein, er hält sich das Gesicht. Man trifft ihn am Ohr, er tut so, als ob er sich den Knöchel gebrochen hat. Das Perverse daran ist, dass er jedes Mal damit durchkommt.“Und: „Ich setze auf Fairplay, er kennt kein Fairplay.“

Erstaunlic­he Aussagen eines Mannes, der für seinen Tritt gegen Papadopoul­os, mit dem er den Tatbestand einer Tätlichkei­t erfüllte, nach 62 Minuten hätte Rot sehen müssen. Gomez war es auch, der im Mai, nach seinem Handspiel vor dem 1:0 im Relegation­s-Hinspiel gegen Braunschwe­ig, sagte: „Ich weiß nicht, ob es Hand war. Ist mir aber auch egal.“

So oder so sorgte die Gomez-Attacke gegen Papadopoul­os für Wirbel. Markus Gisdol konnte damit naturgemäß nicht viel anfangen. Ist schließlic­h sein Spieler. Gomez tue gut daran, auf sich selbst zu schauen, monierte der Trainer.„Ich glaube, dass Mario auch Frust hatte, weil er gegen ,Papa’ keinen Stich gemacht hat.“

Wie aber verhält es sich tatsächlic­h mit Papadopoul­os? Fakt ist: Der Abwehrmann gibt immer 100 Prozent, attackiert seine Gegenspiel­er häufig an der Grenze des Erlaubten – aber eigentlich nie brutal. Die ganz fiesen Tritte, die man in den vergangene­n HSV-Jahren von Valon Behrami oder Emir Spahic sah, kennt man von Papadopoul­os nicht. Er polarisier­t, steht 9 Minuten

lang unter Strom, schimpft mit Schiedsric­htern und Gegenspiel­ern. Und ja, wenn er selbst angegangen wird, macht er auch mal mehr aus einer Szene. Muss man ihn dafür aber so pauschal kritisiere­n, wie es Gomez tat?

Nein, sagt Gisdol. „Was ,Papa’ macht, ist alles im Rahmen des Erlaubten. Würde er das ablegen, wäre er nicht mehr der Spieler, der . Und r eb wir ihn ja alle.“

Bitter für Gomez, dass ihm sogar sein eigener Trainer in den Rücken fiel. Wollte Martin Schmidt nicht beurteilen, die Kritik. Nur so viel: „Papadopoul­os ist ein Gegenspiel­er, den jeder Verein gern selbst in seinen eigenen Reihen hätt."

Der HSV hat ihn. Richtet sich an ihm auf, huldigt ihm. Und amüsiert sich mit und über seinen Griechen. „Siehst du, ,Papa’ wieder beste Mann“, raunte de Abwehrmann Gisdol nach dem Abpfiff in der Kabine zu. So ist er. Gut für HSV. Verdammt schlecht für gomez und so viele seiner Stürmerkol­legen.

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